1.11.2009 - Donaukurier

Starke Worte von Erzbischof Marx

Zum Bericht "Als Kirche Diskussionen beginnen" (EK vom 29. Oktober):

Der künftige Vorsitzende des Stiftungsrats der KU, Erzbischof Reinhard Marx, sprach mal wieder starke Worte im Hinblick auf die Sozialenzyklika "Caritas in Veritate". Kirche und Wissenschaft müssten sich in gesellschaftliche Entwicklungen einmischen und der Begriff Liebe bedeute unter anderem die weltweite Anerkennung des Anderen auf Augenhöhe.

Wer will dem widersprechen? Kehrt aber der Bischof da vor seiner eigenen Tür oder sollte man ihn als einen wichtigen Vertreter der Amtskirche nicht fragen, inwieweit sich Papst und Bischöfe um die Realisierung der von ihm aufgestellten Forderungen im eigenen Haus bemühen?

Als Mitglied dieser Kirche und der innerkirchlichen Reformgruppe "Wir sind Kirche" habe ich in den vergangenen 14 Jahren erfahren müssen, wie es um die "Anerkennung des Anderen auf Augenhöhe" und überhaupt um die Realisierung des Liebesgebotes in der Praxis bestellt ist. Obschon sich allein in Österreich und Deutschland 1995 über 2 000 000 Katholikinnen und Katholiken beim KirchenVoksBegehren für Reformforderungen ausgesprochen haben, wurden deren Anhänger entweder ignoriert oder als Kirchenfeinde verfolgt. Als Bischof von Trier ist Marx gnadenlos und unbarmherzig mit Professor Hasenhüttl umgesprungen, die Strukturreform hat er im autoritären Stil über die Köpfe der Gemeindemitglieder hinweg durchgesetzt.

Wo Befehl und Gehorsam regieren und der Dialog verweigert wird, entsteht ein Akzeptanz- und ein Glaubwürdigkeitsproblem, das verhindert, dass die kirchliche Einmischung auf gesellschaftliche Entwicklungen erfolgreich ist. Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Walter Hürter
Ingolstadt

Zuletzt geändert am 05­.11.2009