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Veröffentlicht am 09­.01.2020

9.1.2020 - Allgemeine Zeitung / DPA

Zehn Jahre Missbrauchsskandal: Opfer fordern «Aufklärung»

Ende Januar ist es genau zehn Jahre her, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ins Rollen kam. Seitdem bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.

Trier -
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Der Sprecher der Reformbewegung «Wir sind Kirche», Christian Weisner, sagte, auch wenn die katholische Kirche im vergangenen Jahrzehnt «viel getan» habe: «Es ist trotzdem immer noch zu wenig.» Die «richtige, ganz konkrete Aufarbeitung», bei der sich Bischöfe und Personalverantwortliche zu ihrem konkreten falschen Handeln im Umgang mit Missbrauchsfällen bekennen würden, fehle noch. «Verantwortliche sollten die Betroffenen persönlich um Entschuldigung bitten. Gegebenenfalls sind auch persönliche Konsequenzen zu ziehen.»
 
Jahrzehntelang seien Fälle vertuscht worden, es habe bei Tätern eine «Verschiebetaktik» gegeben: Priester wurden von Bistum zu Bistum, Ordensmitglieder sogar von Land zu Land versetzt. Auch das Thema der Entschädigungszahlungen für Opfer müsse noch geklärt werden. Wichtig bei einer Neureglung sei, eine für Opfer «würdige Form» zu finden.

Zudem müsse «das grundlegend falsche Rollenmodell mit der klerikalen Vormachtstellung des Priesters und der Über- und Unterordnung von Mann und Frau» endlich reformiert werden. Die Themen Sexualmoral, Zölibat, Gewaltenteilung und die Rolle der Frauen in der Kirche liegen nun beim Synodalen Weg auf den Tisch: Diese Beratungen zu Reformen waren nach einer Studie zum Missbrauchsskandal angestoßen worden.
 
Die Problematik und die Zusammenhänge seien schon lange vorher klar gewesen. «Es ist unendlich traurig und schmerzhaft, dass die Kirche so langsam lernt», sagte Weisner. Ihr «moralischer Autoritätsverlust» und der erlittene Schaden seien enorm. Er schätzt, dass es Jahrzehnte dauern werde, bis sich die Kirche wieder davon erholt habe.
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Zuletzt geändert am 09­.01.2020