4.7.2019 - Augsburger Allgemeine

Papst Franziskus nimmt Bischof Zdarsas Rücktritt an

Der Vatikan hat am Donnerstagmittag offiziell das Ende der Amtszeit von Konrad Zdarsa bekannt gegeben. Damit beginnt die Suche nach einem neuen Augsburger Bischof.

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Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa angenommen. Dies gab der Vatikan am Donnerstagmittag auf seiner Internetseite bekannt. Im Bollettino quotidiano, den täglichen Verlautbarungen des Vatikanischen Presseamtes, wurde auf Italienisch mitgeteilt: „Il Santo Padre Francesco ha accettato la rinuncia di S.E. Mons. Konrad Zdarsa all‘ufficio di Vescovo di Augsburg (Germania).“ – Der Heilige Vater Franziskus also hat den Amtsverzicht des Augsburger Bischofs angenommen.

Zdarsa, damals Görlitzer Bischof, war am 8. Juli 2010 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Augsburg ernannt und am 23. Oktober 2010 in sein Amt eingeführt worden. Er folgte Walter Mixa nach, der unter anderem wegen Prügelvorwürfen am 21. April 2010 dem Papst seinen Rücktritt angeboten hatte. Dass die Wahl auf Zdarsa fiel, galt als Überraschung – das Bistum Görlitz hatte nur 28.700 Katholiken, das Bistum Augsburg dagegen mehr als 1,3 Millionen. Bundesweit war Zdarsa zudem nicht aufgefallen. Auch innerkirchlich war er ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.

Mit der erfolgten Annahme des Amtsverzichts durch den Heiligen Vater ist der Augsburger Bischofsstuhl mit sofortiger Wirkung vakant, erklärte das Bistum Augsburg. Erloschen sei damit zugleich die Amtsvollmacht des Generalvikars, des amtlichen Stellvertreters des Bischofs, welches Domkapitular Monsignore Harald Heinrich innehatte. Ebenfalls erlische die Amtsvollmacht von Prälat Dr. Bertram Meier als Bischofsvikar für Ökumene und Interreligiösen Dialog.

„Das Bistum Augsburg blickt voll Dankbarkeit auf die vergangenen neun Jahre zurück, in denen Bischof Dr. Konrad Zdarsa beherzt und selbstlos die Herausforderungen angegangen ist, das Bistum zukunftsorientiert, transparent, glaubwürdig und anschlussfähig zu gestalten. Dabei war und ist er stets geprägt von dem Bewusstsein, miteinander auf dem Weg des Herrn unterwegs zu sein“, teilte das Bistum mit.

Warum tritt Bischof Zdarsa eigentlich zurück?

Diözesanbischöfe müssen laut katholischem Kirchenrecht dem Papst ihren Amtsverzicht anbieten, wenn sie „das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet“ haben. Zdarsa hat nach eigenen Angaben bereits „Anfang Dezember“ 2018 sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Seinen 75. Geburtstag feierte er dann am 7. Juni 2019.

Warum hat der Papst den Rücktritt jetzt angenommen?

Dass Papst Franziskus Konrad Zdarsas Rücktritt nicht schon kurz nach dessen Geburtstag annahm – wie in solchen Fällen oft geschehen –, sondern erst einen Monat später, hat wahrscheinlich mit der „Ulrichswoche“ zu tun. Am 4. Juli ist das Hochfest des heiligen Ulrich, des Bistumspatrons. Dieses konnte Zdarsa nun noch als Diözesanbischof begehen – ein würdiger und passender Abschluss seiner neunjährigen Amtszeit. Zdarsa hielt an diesem Donnerstag von 10 Uhr an ein sogenanntes Pontifikalamt in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg – gemeinsam mit seinen Weihbischöfen Anton Losinger und Florian Wörner.

Wann wird der Augsburger Bischof Zdarsa verabschiedet?

Am Sonntag, 7. Juli. An diesem Tag beginnt um 15 Uhr im Augsburger Dom ein Pontifikalamt samt anschließender „Begegnung auf der Domplatte mit Musik und Imbiss“, wie es in der offiziellen Einladung heißt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, wird konzelebrieren und ein Grußwort sprechen. Dass Zdarsas voraussichtlicher Rücktrittstermin mit diesem Gottesdienst, zumindest aber ein zeitlicher Korridor dafür, bereits vor Wochen bekannt gegeben wurde, ist ungewöhnlich. Zdarsa selbst erklärte, man habe so den sonst aufkommenden kurzfristigen Termindruck verhindern wollen.

Wie geht es nun im Bistum Augsburg weiter?

Dem Kirchenrecht zufolge beginnt mit dem „durch den vom Papst angenommenen Verzicht“ nun im Bistum Augsburg die Sedisvakanz, das ist die „bischofslose Zeit“. In dieser wird gleich zu Beginn ein Diözesanadministrator zur Leitung der Diözese bestellt. Ihn muss das zehnköpfige Domkapitel, ein wichtiges Leitungs- und Beratungsgremium, „innerhalb von acht Tagen nach Kenntnisnahme von der Vakanz des bischöflichen Stuhls“ wählen. „Für das Amt des Diözesanadministrators kann gültig nur bestellt werden, wer Priester ist, das fünfunddreißigste Lebensjahr vollendet hat und nicht schon für diesen vakanten bischöflichen Stuhl gewählt, benannt oder präsentiert worden ist“, heißt es im entsprechenden Kirchenrechts-Paragrafen.

Wie wird ein neuer Bischof für Augsburg gefunden?

Das Domkapitel erstellt nach Eintreten der Sedisvakanz auch eine Liste mit möglichen Bischofs-Kandidaten und sendet diese in den Vatikan. Vorschlagslisten darf das Domkapitel übrigens regelmäßig, und zwar alle drei Jahre, schicken – ebenso wie die bayerischen Bischöfe, inklusive Zdarsa. Einen weiteren Vorschlag dürfte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, dem Papst unterbreiten. Dem Apostolischen Nuntius in Deutschland – Erzbischof Nikola Eterovic – wiederum kommt es zu, die Vorschläge zu bewerten. Der Nuntius, er ist der diplomatische Vertreter des Heiligen Stuhls, befragt dazu auch Menschen, die die Kandidaten kennen.

Wer trifft die Entscheidung über den neuen Bischof?

Papst Franziskus. Er entscheidet weitgehend frei. Der Name des neuen Bischofs muss sich allerdings unter den Vorgeschlagenen befinden. Gemäß des bayerischen Konkordats von 1924, ein Staatskirchenvertrag, muss danach noch die Staatsregierung eine Unbedenklichkeitserklärung abgeben. Kurz darauf wird die Ernennung des neuen Bischofs zeitgleich im Bistum Augsburg und im Vatikan mitgeteilt werden.

Wie lange dauert es, bis der Name des neuen Bischofs bekannt gegeben wird?

Gut möglich, dass es in etwa ein halbes Jahr dauern wird, zumindest war es bei vergangenen Bischofsernennungen in Deutschland so. Es kann jedoch auch wesentlich länger dauern. Oder deutlich kürzer: Vor neun Jahren vergingen von der Annahme des Rücktritts von Walter Mixa bis zur Ernennung Konrad Zdarsas gerade einmal zwei Monate. Allerdings waren die Umstände damals völlig andere als heute.

Wer wird neuer Augsburger Bischof?

Das ist wegen des intransparenten Verfahrens nicht zu sagen. Namensnennungen sind daher hochspekulativ. Die Vergangenheit hat gezeigt: Kandidaten, die öffentlich gehandelt worden waren, wurden es in der Regel nicht. Immer wieder sorgten Päpste mit ihren Personalentscheidungen für Überraschungen.

Welche Erwartungen werden bereits an den künftigen Augsburger Bischof gerichtet?

Als Konrad Zdarsa Bischof von Augsburg wurde, waren die Erwartungen an ihn groß: Er sollte die Wogen glätten und einen Neuanfang in diesem „gespaltenen Bistum“ verkörpern. Doch auch Zdarsa polarisierte – bis heute. Herbert Tyroller von der reformorientierten Laienbewegung „Wir sind Kirche“ im Bistum Augsburg spricht von großen Erwartungen, die nicht erfüllt worden seien. Er spricht von „Stagnation“, davon, dass von Zdarsa „keine großen Impulse“ ausgegangen seien. „Wir hatten mit Mixa einen provozierenden und mit Zdarsa einen betulichen Bischof“, bilanziert Tyroller. Als neuen Bischof wünsche er sich einen, der kommunikativ und offen ist – und der handele. „Er sollte die Entwicklung hin zu immer größeren Pfarreiengemeinschaften stoppen und Laien mehr einbeziehen – sie könnten sonntags etwa Wortgottesfeiern halten.“

Hildegard Schütz, die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, dagegen meint, dass Papst Benedikt XVI. mit Konrad Zdarsa damals „wohl ganz bewusst einen zurückhaltenden Nachfolger gewählt“ habe, „um Ruhe in die Diözese Augsburg einkehren zu lassen. Und das ist Bischof Konrad auch gelungen, schon durch seine Persönlichkeit, die nicht das Rampenlicht sucht und keine politischen Erklärungen abgibt.“ Vom neuen Bischof erhoffe sie sich, „dass auch er um die Bedeutung der Laiengremien für die Zukunft unserer Kirche weiß, dass er einen offenen, wertschätzenden Dialog mit den ehrenamtlich tätigen Menschen auf allen Ebenen unseres Bistums führt und dass er als Hirte in fruchtbaren Gesprächen die Nähe zu den Menschen sucht“.

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Zuletzt geändert am 05­.07.2019