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Veröffentlicht am 05­.02.2019

5.2.2019 - KNA

Offener Brief an Kardinal Marx stößt auf geteiltes Echo

München/Köln (KNA) Der offene Brief von prominenten Katholiken an den Münchner Kardinal Reinhard Marx stößt auf ein geteiltes Echo. Während die Gruppe "Wir sind Kirche" die in dem Brief enthaltenen Reformforderungen an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz als "notwendig" begrüßt, weist ihn der Freiburger Theologe Helmut Hoping als "Instrumentalisierungsversuch des Missbrauchsskandals" zurück.

Die Forderungen etwa nach einer neuen Sexualmoral und Abschaffung des Pflichtzölibats seien ein deutliches Mandat für Marx mit Blick auf das bevorstehende Bischofstreffen im Vatikan zum Missbrauchsskandal, erklärte "Wir sind Kirche" am Dienstag in München. "Diese grundlegenden Reformen sind auf jeden Fall notwendig, wenn die strukturellen Ursachen von Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt und Vertuschung innerhalb der Kirche behoben werden sollen."

Hoping warf den Unterzeichnern im Kölner Internetportal domradio.de vor, den Missbrauchsskandal für eine Reform-Agenda zu instrumentalisieren. Er vermisse darin Aussagen zu Sanktionen für die Täter und verantwortlichen Bischöfe. "Man hätte ja auch fordern können, den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs ins Kirchenrecht aufzunehmen."

Am Sonntag hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" den offenen Brief veröffentlicht. Darin fordern die Unterzeichner eine kirchliche Gewaltenteilung, einen Abbau von "Überhöhungen des Weiheamtes" und dessen Öffnung für Frauen. Priestern solle die Wahl der zölibatären Lebensform freigestellt und Homosexualität neu bewertet werden. Zu den Unterzeichnern gehören die Jesuiten Ansgar Wucherpfennig und Klaus Mertes. Letzterer hatte 2010 als ehemaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs Fälle von Missbrauch an der Schule öffentlich gemacht.

Zuletzt geändert am 05­.02.2019