23.1.2019 - Mannheimer Morgen

Hohe Erwartungen an den Papst

Katholische Kirche: Zum Weltjugendtag pochen junge Reformer auf konkrete Antworten – auch zu heiklen Fragen

Panama-Stadt. Heute wird Papst Franziskus zum 34. Weltjugendtag in Panama anreisen – und wohl um die aktuelle Missbrauchsdebatte innerhalb der katholischen Kirche nicht herumkommen. Der Vorsitzende der Jugendkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, erwartet allerdings nicht, dass die Missbrauchsdebatte den Weltjugendtag in Panama überschatten wird. „Ich nehme mal an, der Papst wird das Thema auch ansprechen, das soll nicht ausgeblendet werden“, sagte der Passauer Bischof am Montag in Panama-Stadt. Doch diese Debatte sei „nicht die Grundlage unseres Glaubens“.

Der Weltjugendtag findet keine drei Monate nach der Jugendsynode im Vatikan statt. Die Bischöfe der Welt hatten sich damals unter anderem darauf geeinigt, dass Frauen in der Kirche mehr zu sagen haben sollten. Im Abschlussdokument war allerdings die Spaltung der Kirche bei der Frage nach dem Umgang mit Homosexuellen deutlich geworden. Christian Weisner, Sprecher der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“, forderte, auch in Panama müsse darüber debattiert werden, wie sich die Kirche Jugendlichen, deren Lebenswelten und vor allem Frauen weiter öffne. „Die Sexuallehre und die sexualisierte Gewalt in unserer Kirche müssen in Panama thematisiert werden, auch um die Jugendlichen konkret vor Ort zu schützen.“

Flucht vor Armut und Gewalt

„Wir sind Kirche“ hat Papst Franziskus außerdem dazu aufgefordert, die Situation Tausender lateinamerikanischer Migranten in den Fokus zu nehmen. Zuletzt waren immer wieder größtenteils junge Mittelamerikaner vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern geflohen und hatten sich auf den Weg in Richtung USA gemacht. Franziskus und die Bischöfe müssten die „katastrophale soziale Situation“ in Teilen Mittel- und Südamerikas wie auch die „menschenverachtende Politik“ von US-Präsident Donald Trump klar benennen, sagte Weisner.

Das gelte insbesondere, da Panama selbst auf der Migrationsroute vieler Menschen in Richtung USA liege. „An einem Ort wie Panama – Drehkreuz für die Migration vom ärmeren Lateinamerika in die USA und mit seinem Kanal für den weltweiten Handel – müssen auch die aktuellen Probleme der Welt und Lösungsansätze dazu zur Sprache kommen“, sagte Weisner.

Das dritte Mal Lateinamerika

Weltjugendtage dürften nicht nur große Festivals darstellen, sondern müssten auch klare Botschaften senden. Jugendliche bräuchten Ermutigung zum Handeln angesichts globaler Themen wie der wachsenden Ungleichheit in und zwischen den Ländern, nationaler Abschottung, der Umweltsituation und der dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen und Kriege, so Weisner.

Nach seiner Eröffnung am späten Dienstagabend (MEZ) dauert der Weltjugendtag bis Sonntag. Es ist nach den Veranstaltungen in Buenos Aires (1987) und Rio de Janeiro (2013) der dritte in Lateinamerika. Franziskus reist erst am Mittwoch an, soll spät am Abend landen und bei seiner Ankunft von 2000 Gläubigen begrüßt werden. Weltjugendtage gibt es alle zwei bis drei Jahre. An wechselnden Orten kommen zu diesem Anlass katholische Jugendliche aus aller Welt zusammen, um ihren Glauben zu feiern. Die Zahl der erwarteten Pilger fällt mit 150 000 allerdings geringer aus als zuletzt prognostiziert. Aus Deutschland sind rund 2300 Pilger vor Ort. dpa

Zuletzt geƤndert am 23­.01.2019