24.6.2018 - KNA-Basisdienst

Tagung: «Kirche im Wandel» soll den «Ball der 68er aufnehmen»

Zusammen mit dem Essener Kreis war die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche Kooperationspartner dieser Tagung der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg".

Mülheim (KNA) Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, sieht die katholische Kirche in einem «radikalen Wandel», in dem sie sich in vielen Bereichen gleichzeitig verändern müsse. «Wir haben gar keine Zeit, erst das eine und dann das andere zu machen», sagte er am Wochenende in Mülheim bei einer Tagung zur Wirkung der 1968er Jahre auf die Kirche von heute.

Aus Sicht der Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, haben die kirchlichen Verantwortlichen noch nicht alle «Hausaufgaben» aus dieser Zeit gemacht: 50 Jahre nach den Umbrüchen der «68er» und dem von diesen Umbrüchen geprägten Essener Katholikentag müsse die Kirche «den Ball der 68er aufnehmen» und sich Themen wie Frauen, Demokratisierung und Mitbeteiligung
sowie synodalen Strukturen annehmen, um zukunftsfähig zu sein. Nur bei echter Mitbestimmung seien die Kirchenmitglieder auch künftig bereit, die Kirche mitzufinanzieren, sagte sie mit Blick auf das Thema Kirchenaustritte.

«Letztlich ging es den 68ern um eine Verbesserung der Lebensbedingung der Menschen», betonte der Publizist Andreas Püttmann. Aus dieser Motivation heraus gehe es darum, «die Menschenverächter von heute in die Schranken zu weisen: Jahrelang hat man in Deutschland gegen einen Faschismus gekämpft, der keiner war - jetzt ist er da und es heißt: Alle Mann an Deck», so Püttmann.

Hier seien «beide großen Kirchen echte Bastionen gegen die Dehumanisierung. » Allerdings sollten sich gerade die Bischöfe noch klarer und wahrnehmbarer äußern, «wenn in der öffentlichen Debatte gegen die Menschwürde argumentiert wird». Lücking-Michel verwies auf das kirchliche Engagement in der Flüchtlingshilfe und der Entwicklungspolitik und sagte: «Gut, dass wir da von den 68ern auf den richtigen Weg gebracht worden sind.»

Der frühere rheinische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, warnte auf der Tagung davor, sich die beiden großen christlichen Kirchen ohne ihre Strukturen zu wünschen: «Das wären keine dem Evangelium gemäßen Kirchen», betonte er. Natürlich müssten sich die Kirchen aber verändern, sagte Schneider und empfahl, sich stärker an der seelsorgerischen
Arbeit vor Ort zu orientieren.


 

Zuletzt geändert am 27­.06.2018