23.12.2013 - Rhein-Zeitung

Westerwald: Sternsinger hoffen auf Vertrauen der Bürger

Westerwald - Die Sternsinger machen sich bald wieder auf den Weg, um für Kinder in Not Spenden zu sammeln.

Von unserer Redakteurin Susanne Willke

Nicht nur, dass die Zahl der Sternsinger aus Gründen des demografischen Wandels sinkt. In diesem Jahr kämpfen Kirchenmitarbeiter zudem mit einem anderen Hindernis: Potenzielle Sternsinger und deren Eltern halten sich mit ihrem Engagement zurück, weil sie befürchten, an den Haustüren abgewiesen zu werden. Die Offenheit und Spendenbereitschaft der Westerwälder hat offenkundig unter der Affäre um den Limburger Bischof gelitten. Das Vertrauen, dass die Gelder dort ankommen, wo sie gebraucht werden, hat schweren Schaden genommen. Aus diesem Grund hat das Kindermissionswerk als Träger der Sternsingeraktion ein Informationsblatt entwickelt, das um Vertrauen wirbt und das die Kinder kritischen Bürgern in die Hand drücken dürfen.

Während der Vorbereitungen für das Sternsingen machen sich Kirchemitarbeiter und engagierte Gläubige Gedanken um die Sternsinger und ihre wichtige Arbeit. Dazu erreichte die WZ ein Brief von Bruno Schneider aus Obererbach, in dem es heißt: "Meine Bitte: Unterscheidet klar zwischen denen, die für dieses Finanzgebaren Verantwortung tragen und bislang nur mit lauwarmen Entschuldigungsfloskeln an die Öffentlichkeit traten, und denen, die als bekennende Christen ihre Aufgabe wahrnehmen." Er schließt seine Mitteilung mit dem Vorschlag, jeden von den Sternsingern gesammelten Euro um 1 Euro aus dem Geld des bischöflichen Stuhls aufzustocken. Dieser Vorschlag spiegelt vermutlich die Gedanken vieler Westerwälder wider, die sich ehrenamtlich engagieren. Christian Weisner vom Bundesteam "Wir sind Kirche" kann den Ärger der Gläubigen verstehen, immerhin stecke in den Spenden viel Arbeit und Herzblut. Es werde ohnehin jedes Jahr schwieriger, genug Sternsinger zu finden, berichtet Mechthild Nickolay, Gemeindereferentin des Pastoralen Raumes Wirges. Das Engagement lasse nach und in diesem Jahr haben die Kinder zudem Angst, an den Türen abgewiesen zu werden. Deshalb würden sie von Erwachsenen begleitet und intensiv auf ihren Rundgang vorbereitet.

Mechthild Nickolay hält viel von den Tür-zu-Tür-Besuchen: "Es ist eine Möglichkeit, auch nach denen zu schauen, die sonst eher zurückgezogen leben." Anders organisieren es zum Beispiel Gemeinden, die zum Pfarramt Montabaur gehören. In Montabaur, Horressen und Elgendorf etwa kommen die Sternsinger nur auf Anmeldung. Auf diese Weise sei sichergestellt, dass die Kinder willkommen sind und außerdem sei der Weg überschaubarer.

Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ist das Kinderhilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland mit Sitz in Aachen. Seit 1959 organisiert es in Deutschland die "Aktion Dreikönigssingen", seit 1961 zusammen mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Mit der Überschrift "Kinder helfen Kindern" soll auf der ganzen Welt Kindern in Not geholfen werden. Die Sternsinger haben über das Kindermissionswerk die Möglichkeit, ihre Spenden gezielt unterzubringen. "93 Cent von jedem gespendeten Euro kommen als Hilfe an", sagt Thomas Römer vom Kindermissionswerk. Die Geschäftsstelle Dreikönigssingen mache anhand von Rechenschaftsberichten jegliche Spendenbewegungen transparent. Auch die Projekte, die unterstützt werden sollen, unterliegen strengen Prüfungskriterien. Die Hilfe soll möglichst nachhaltig sein und vor allem Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Dies gilt auch für die Projekte, die gegebenenfalls einzelne Sternsingergruppen selbst auswählen.

Winfried Montz, Leiter der Abteilung Weltkirche in Limburg, hegt keine Bedenken, dass die Sternsinger auf Widerstand stoßen könnten: "Wer die Haustüre öffnet, denkt beim Anblick der Sternsinger sicher zunächst an die große Solidaraktion von Kindern für Kinder weltweit und nicht an den Limburger Bischof." Schließlich trage das Kindermissionswerk schon seit Jahren das Siegel des Deutschen Institutes für soziale Fragen (DZI), den sogenannten Spenden-TÜV.

http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/westerwald_artikel,-Westerwald-Sternsinger-hoffen-auf-Vertrauen-der-Buerger-_arid,1085341.html

Zuletzt geändert am 04­.01.2014