November 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Limburg als Prüfstein

Vielleicht hat die unsägliche Causa Limburg ja auch positive Konsequenzen: Transparenz in Verwaltungs- und Finanzfragen, Mitwirkung des Kirchenvolkes bei Bischofsernennungen und bei Entscheidungen in der Kirche, Entweltlichung der Kirche nicht im Sinne von Rückzug aus der Welt sondern im Sinne von Bescheidenheit, Geschwisterlichkeit und Respekt vor der Schöpfung.

Die episkopale Katastrophe in der deutschen Provinz zeigt nun nicht nur die Verfehlungen eines einzelnen Bischofs, sondern offenbart die Strukturfehler des ganzen Systems. Auch wird ein der Wettstreit zwischen zwei Positionen mehr als deutlich: Auf der einen Seite die Idee von einer Kirche, die arm ist, die dient und so die Nachfolge Jesu lebt und auf der anderen Seite eine Kirche, in der es insbesondere wichtig ist, dass sich die „unmittelbare, persönliche und direkte Hirtengewalt des Bischofs“ aus göttlichem Recht ableitet, so wie der Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Müller nicht müde wird zu betonen.

Ich möchte nicht behaupten, dass Papst Franziskus grundsätzlich nicht auch das Bischofsamt als aus göttlichem Recht hervorkommend sieht. Aber seine Konsequenzen sind andere, nämlich Menschenzugewandtheit, Zuhören, Barmherzigkeit. Für Müller jedoch ist jede Kritik an der Amtsführung eines Bischofs, heiße er Müller, Mixa oder Tebartz van Elst, aus seinem Verständnis heraus ein Versuch, die Kirche nicht nach den Maßstäben Gottes sondern nach innerweltlichen, antichristlichen oder antikatholischen Vorstellungen zu beurteilen. Er begründet die monarchische Stellung des Bischofs mit eben jenem göttlichen Recht und geisselt daher jede kritische Bemerkung oder Berichterstattung als antirömischen Affekt und grundsätzliche Ablehnung des Amtes. In seiner Zeit als Regensburger Bischof hat er mehrfach bewiesen, dass es er es nicht bei Worten belässt, sondern Kritiker durch Versetzung, Entlassung oder Auflösung von Gremien zum Schweigen bringt.

Müller hat den Limburger Bischof, ebenso wie damals Mixa, als Opfer einer medialen Hetzkampagne dargestellt, in dem er leugnete, dass Fakten die Fehlleistungen belegen. Jetzt hat sein Wort noch mehr Gewicht und das bedeutet für jede Entscheidung von Papst Franziskus, dass sie an seiner Person und Position gespiegelt werden muss. Egal wie Franziskus nun entscheidet, Limburg wird zu einem Prüfstein für die Beziehung zwischen Papst und Glaubenskongregation, zwischen Bergoglio und Müller.

Zuletzt geändert am 11­.11.2013