12.10.2012 - Focus

Papst eröffnet „Jahr des Glaubens“ – und ruft zur Neuevangelisierung auf

Papst Benedikt XVI. will in Zeiten der Orientierungslosigkeit ein Zeichen setzen: Fünf Jahrzehnte nach dem Beginn des Reformkonzils der katholischen Kirche hat er ein „Jahr des Glaubens“ eröffnet. , Erzbischof Robert Zollitsch erhofft sich davon „neue Strahlkraft in die Gesellschaft hinein“.

Mit einer Messe auf dem Peterplatz in Rom hat Papst Benedikt XVI. den 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils gefeiert. Zugleich eröffnete er am Donnerstag das „Jahr des Glaubens“. Benedikt will damit ein Zeichen setzen – gegen zunehmende Verweltlichung und Orientierungslosigkeit. Papst Johannes XXIII. hatte am 11. Oktober 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet, das bis 1965 tagte und für viele eine Zeitenwende markierte. Das Erbe ist freilich umstritten, viele sehen Nachholbedarf bei der Umsetzung.

Es gehe darum, „jenes tiefe Verlangen, Christus dem Menschen unserer Zeit erneut zu verkünden, wieder zu beleben“, sagte der Papst mit Blick auf den Aufbruch vor 50 Jahren vor mehreren hundert Bischöfen aus aller Welt. Sie nehmen an einer Bischofssynode zur Neuevangelisierung teil. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Menschen insbesondere in den Industrieländern wieder mehr an die Kirche gebunden werden können.

Papst warnt vor „anachronistischen Nostalgien“ und „zu heftigem Vorauseilen“

Der Papst sagte, die Weitergabe des Glaubens brauche ein „konkretes und präzises Fundament“. Das Zweite Vatikanische Konzil sei durchdrungen gewesen von dem Wunsch, sich „neu in das christliche Mysterium zu vertiefen, um es dem Menschen von heute wieder wirksam vortragen zu können“. In den darauffolgenden Jahren hätten aber viele die herrschende Mentalität ohne Unterscheidungsvermögen angenommen und die Fundamente des Glaubens infrage gestellt, die sie „leider in ihrer Wahrheit nicht mehr als geeignet empfanden“. Benedikt warnte vor „anachronistischen Nostalgien“ und einem zu heftigen „Vorauseilen“ andererseits.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, er erhoffe sich vom „Jahr des Glaubens“ eine neue Strahlkraft in die Gesellschaft hinein. „Wir haben als Katholiken der Welt von heute Entscheidendes zu sagen“, sagte Zollitsch am Rande der Synode. „Wir müssen den Glauben neu wagen.“

„Das alles muss jetzt endlich auch verwirklicht werden“

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ forderte einen offenen Dialog. „Das „Jahr des Glaubens“ muss auch ein Jahr des Dialogs werden“, sagte ihr Sprecher Christian Weisner. Das Zweite Vatikanische Konzil habe eine grundlegende Erneuerung der Kirche angestoßen, in ihren internen Strukturen und in ihrer Beziehung zur Welt. „Das alles muss jetzt endlich auch verwirklicht werden.“ Das „Jahr des Glaubens“ werde keinen Erfolg bringen, wenn es eine reine Belehrung mit dem Katechismus bleibe. Es gehe um konkrete Fragen wie die Ehelosigkeit der Priester, die Wiederverheiratung oder Homosexualität.


Online: http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/50-jahrestag-des-zweiten-vatikanischen-konzils-papst-eroeffnet-jahr-des-glaubens-und-ruft-zur-neuevangelisierung-auf_aid_837133.html

Zuletzt geändert am 13­.10.2012