23.3.2012 - DPA

Reformbewegung wirft Kirche Versagen bei Missbrauch vor

Hildesheim (dpa) - Die katholische Kirche steckt nach dem Missbrauchsskandal aus Sicht der Reformbewegung «Wir sind Kirche» weiter in einer schweren Krise. Von der vom Papst geforderten null Toleranz könne keine Rede sein, wenn der Trierer Bischof und bundesweite Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann zu Tätern gewordene Priester weiterhin beschäftige, sagte Christian Weisner vom «Wir sind Kirche»-Bundesteam am Freitag in Hildesheim. «Da müssen neue Wege gefunden werden.» Die Kirchenvolksbewegung kommt an diesem Wochenende in Hildesheim zu ihrer 31. Bundesversammlung zusammen.

In der Kirche herrsche ein Klima der Angst vor Veränderung und Denunziation, es gebe weder Dialog noch eine Gesprächs- und Streitkultur, sagte Weisner. «Ohne dies kommen wir aus der Krise nicht heraus.» Der Tübinger Theologe Prof. Hermann Häring warf der Kirche ein mangelndes Zugehen auf die weltlichen Bedürfnisse der Menschen und fehlende Flexibilität vor. «Das ist die Angst vor Veränderung und Machtverlust, da fängt das System an zu rutschen.»

Häring ermunterte die Kirche, mehr über weltliche Inhalte zu reden. Dies sei kein Anbiedern an den Zeitgeist, sondern helfe, die Kluft zwischen der wachsenden Säkularisierung und dem Glauben zu überwinden. Es komme nicht gleich zu einer Politisierung des Glaubens, wenn die Kirche sich stärker als bisher weltlichen Fragen ihrer Mitglieder annehme.

«Wir sind Kirche» ist nach eigenen Angaben eine weltweit vernetzte Kirchenvolksbewegung. Sie setzt sich für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ein.

Zuletzt geändert am 28­.03.2012