Wir sind Kirche-Appell an Bischöfe

„An der Seite von Papst Franziskus mit aller Kraft für die weitere Aufklärung einsetzen!“

Pressemitteilung, München / Rom, 3. September 2018

  • Brief an alle Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz
  • Fragen zur Verantwortung von Kardinal Müller in Rom
  • Fragen zum Forschungsbericht im Auftrag der DBK

Mit einem Schreiben vom 1. September 2018 an alle Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz (> PDF 1 Seite) hat die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an die Bischöfe appelliert, sich öffentlich an die Seite von Papst Franziskus zu stellen und sich mit aller Kraft für die weitere Aufklärung sexualisierter klerikaler Gewalt auf allen Ebenen einzusetzen – so wie dies schon die EU-Bischofskommission Comece getan hat (Meldung vom 1. September 2018).

In dem Brief von Wir sind Kirche heißt es, so offen und so direkt wie Papst Franziskus in seinem Brief vom 20. August 2018 habe sich noch kein Papst vor ihm in aller Öffentlichkeit zum Missbrauch in der katholischen Kirche und zu den Fehlern der Kirchenleitung in dieser Sache bekannt. „Dafür verdient er großen Respekt, aber auch jede Unterstützung.“

„Mit seinem Brief hat Papst Franziskus sich eindeutig und prinzipiell zur Notwendigkeit dieses Aufklärungs­prozesses bekannt. Zu Recht prangert er den mit den Verbrechen sexualisierter Gewalt verbundenen Macht- wie Gewissensmissbrauch in aller Deutlichkeit an und benennt ein inakzeptables Verständnis von kirchlicher Autorität sowie den Klerikalismus als eine der strukturellen Hauptursachen.“

„Der jetzt von Erzbischof Carlo Maria Viganò öffentlich geforderte Rücktritt des Papstes mit der Behauptung, er selber sei als Mitwisser im Fall des späteren Washingtoner Erzbischofs McCarrick an Vertuschungen beteiligt gewesen, ist ein beispielloser Vorgang. Dennoch ist der Wahrheitsgehalt der Beschuldigungen ebenso aufzuklären wie die Motive dieser Intervention zu untersuchen sind.“

Die aktuellen Auseinandersetzungen sieht Wir sind Kirche auf jeden Fall als ein Indiz dafür, dass der notwendige Aufklärungsprozess von sexualisierter klerikaler Gewalt und Machtmissbrauch sowie von deren jahrzehntelanger Vertuschung jetzt auch auf höchster Ebene begonnen hat.

Fragen zur Verantwortung von Kardinal Müller in Rom

Eine große Mitschuld an möglichen Fehlern des Vatikans bei der Aufklärung sexualisierter Gewalt durch Kleriker in der römisch-katholischen Kirche mag auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller haben. Als Präfekt der Glaubenskongregation war er zwischen Juli 2012 und Juli 2017 von Amts wegen für die weltweite Aufklärung und Prävention dieser Verbrechen und deren Vertuschung verantwortlich. Kardinal Müller hat jedoch bis zuletzt immer von Einzelfällen und Medienkampagnen gesprochen und die in der Struktur der zölibatären Männerkirche liegenden Zusammenhänge geleugnet. Auch in seiner Zeit als Bischof von Regensburg (2002–2012) wurde ihm die Verschleppung von Missbrauchsfällen vorgeworfen.

Fragen zum Forschungsbericht im Auftrag der DBK

Wenn im Rahmen der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Ende September 2018 in Fulda das Forschungsprojekt „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vorgestellt wird, dann wird dort zu fragen sein, ob dieses aufwändige Forschungsvorhaben nicht nur die Täter im Blick hat, sondern auch in notwendiger Sensibilität die Belange der Betroffenen bzw. Überlebenden. Vor allem aber wird zu fragen sein, ob auch die klerikalen Machtstrukturen ausreichend kritisch hinterfragt worden sind, die zu den Verbrechen sexualisierter Gewalt und vor allem deren jahrzehntelanger Vertuschung geführt haben.

 

Pressekontakte Wir sind Kirche-Bundesteam:
Magnus Lux, Tel: 0176 41266392, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
Christian Weisner, Tel: 0172 5184082, E-Mail: weisner@wir-sind-kirche.de

> Wir sind Kirche-Brief an die Mitglieder der DBK im Wortlaut (PDF 1 Seite)

> mehr zum Thema bei Wir sind Kirche

Zuletzt geändert am 03­.09.2018