Bundesversammlung Bamberg (2)

„Die Ablehnung der Frauenordination ist ein fortwährender Skandal“

Pressemitteilung Bamberg / München, 17. März 2013
  • Bericht 32. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung in der Domstadt Bamberg
  • Wir sind Kirche begrüßt die Erklärung der Frauen-Konferenz der Vereinten Nationen in New York
„Welche Kirche braucht der Mensch?“ war das Thema der Frühjahrs-Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, zu der am Wochenende (15. bis 17. März 2013) knapp 100 Delegierte aus 21 der 27 deutschen Diözesen in die Domstadt Bamberg gekommen waren. Über ihre Vorstellungen eines zeitgemäßen und geschlechtergerechten Dienstamtes diskutierten Dr. Ida Raming, deutsche Sektion der Römisch-Katholischen Priesterinnen (RCWP), Angelika Fromm, ausgebildete Diakonin, und Annegret Laakmann von der Initiative Maria von Magdala. Die ehemalige Ordensfrau Majella Lenzen berichtete zu Beginn sehr eindrücklich, welche Auswirkungen eine männerdominierte Kirche für sie als Ordensfrau in einer leitenden Stelle in Afrika hatte. Sie las aus ihrem neuen Buch „Fürchte dich nicht“.

Es ist ein fortwährender Skandal, so das Ergebnis der sehr differenzierten Diskussion, dass Frauen nicht alle Dienste und Ämter in der römisch-katholischen Kirche wahrnehmen können. Die Kirchenleitung argumentiert mit Tradition und Behauptungen, die sie im Laufe der Jahrhunderte selbst zusammengetragen hat. Doch die Ablehnung der Frauenordination entbehrt jeder biblischen Grundlage. Sie unterschlägt auch, dass es in der Geschichte der Kirche durchaus Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen gab. Bis weit ins 19. Jahrhundert wurden Äbtissinnen geweiht und übten bischöfliche Funktionen aus.

Wir sind Kirche begrüßt die an diesem Wochenende in letzter Minute verabschiedete Erklärung der Frauen-Konferenz der Vereinten Nationen in New York, wonach Frauen weltweit die gleichen Rechte eingeräumt werden sollen wie Männern. Bedauerlich ist allerdings, dass auch der Vatikan – zusammen mit muslimischen Staaten, Russland und dem Iran – Widerstand gegen die Stärkung von Frauenrechten leistete. Vorbehalte wurden unter anderem beim Thema Abtreibungsrecht oder beim Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe geltend gemacht. Außerdem lehnten einige Länder die Richtlinie ab, dass Gewalt gegen Frauen auch nicht durch Sitten, Traditionen oder religiöse Ansichten gerechtfertigt sein dürfe.

Weitere Themen der 32. Wir sind Kirche-Bundesversammlung waren die Erwartungen an den neuen Bischof von Rom, Papst Franziskus, der bisher sehr bescheiden auftrat, aber als Jesuit durchaus als kämpferisch und durchsetzungsfähig einzuschätzen ist. Entscheidend wird sein, so das Urteil der Bundesversammlung, ob es ihm gelingt, die römische Kurie vor allem bezüglich Kollegialität und Transparenz zu reformieren und somit die Glaubwürdigkeit der Kirchenleitung wieder herzustellen. Auch wenn er als Wert-Konservativer gilt und von ihm keine schnellen Reformen in der Frauenfrage und der Sexuallehre zu erhoffen sind, so ist doch auf jeden Fall eine größere Bereitschaft zum Zuhören und zum Dialog zu erwarten. Die KirchenVolksBewegung hatte ihm bereits am 13. März gratuliert (www.wir-sind-kirche.de/index.php?id=128&id_entry=4541).

Die Berichte der Wir sind Kirche-VertreterInnen aus den Diözesen zeigten, dass der von den Bischöfen im September 2010 als Antwort auf den Missbrauchskandal versprochene Dialogprozess, der sehr schnell zu einem Gesprächsprozess herabgestuft wurde, auch bis jetzt in vielen Diözesen noch sehr unbefriedigend geführt wird. Deshalb fordert die KirchenVolksBewegung bei diesem Gesprächsprozess eine deutlich wirksamere Verstärkung der Mitwirkungsmöglichkeiten der Kirchenbasis ein.

Die Bundesversammlung solidarisierte sich erneut mit den Römisch-Katholischen Priesterinnen (RCWP) und ihren UnterstützerInnen und protestiert beim Vatikan und den Ortsbischöfen gegen die nicht dem Evangelium entsprechende und daher ungerechte Exkommunikation. – Für die Beobachtung und Bewertung der Verflechtung kirchlicher und staatlicher Verhältnisse wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet. – Die Bundesversammlung gratulierte dem Theologen Prof. Hans Küng, der am 19. März sein 85. Lebensjahr vollenden wird.

Mit einem Mahngottesdienst zum „Weltgebetstag für Frauenordination“ (25. März) auf dem Domplatz ging die Frühjahrs-Bundesversammlung am Sonntagmittag zu Ende. Die 33. Wir sind Kirche-Bundesversammlung wird vom 25. bis 27. Oktober 2013 in Kassel stattfinden.

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Zuletzt geändert am 18­.03.2013