Dialoginitiative der Bischofskonferenz

Wir sind Kirche appelliert an die Verantwortung der Bischöfe für den dringend notwendigen Dialogprozess

Pressemitteilung München/Bonn/Bensberg, 3. November 2010

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche appelliert in Schreiben an alle deutschen Bischöfe noch einmal eindringlich, die angekündigte Dialoginitiative transparent, ohne Denkverbote und ergebnisoffen zu gestalten, damit sie dem Verständnis von „Dialog“ und „Communio“ des Zweiten Vatikanischen Konzils gerecht wird. Gleichzeitig hat die katholische Reformbewegung vor Beginn der Arbeitstagung von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bensberg ihre Bereitschaft zur engagierten Mitwirkung an dem Dialogprozess erklärt, der auch den Mannheimer Katholikentag 2012 einschließen sollte.

Die Bischöfe werden ermutigt, auch die schon altbekannten, aber nach wie vor brennenden pastoralen Themen wie Eucharistie und Amt, Gemeindeleitung durch „Laien“, die Rolle der Frauen, die Sexuallehre sowie den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene sowie konfessionsverbindende Familien in dem Dialog zu behandeln. Die von von den in Deutschland vorhandenen „Laien“-Strukturen und Reformgruppen vorliegenden konkreten Vorschläge für eine spirituelle und strukturelle Erneuerung der Kirche sollten dabei von den Bischöfen nicht ignoriert werden.

Die deutschen Bischöfe sollten sich, so heißt es in dem Schreiben weiter, auch von der großen Mehrheit der Gläubigen ermutigt fühlen, immer wieder die immer drängender werdenden pastoralen Anliegen in Rom in aller Deutlichkeit und gemeinsam zur Sprache zu bringen, damit die schon lange aufgestauten Reformthemen endlich auch im Vatikan wahrgenommen und angegangen werden.

Wir sind Kirche hatte die vom Vorsitzenden der DBK, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zum Abschluss der Herbstvollversammlung angekündigte Dialoginitiative bereits in Fulda begrüßt. Das bemerkenswerte Eröffnungsreferat des Freiburger Erzbischofs, in dessen Bistum in zwei Jahren der nächste Katholikentag stattfinden wird, zeigte die Bereitschaft, über die aktuelle Krise hinaus (die durch das Aufdecken der viel zu lange vertuschten sexualisierten Gewalt in der Kirche offenbar wurde) die viel tiefer greifende Kirchenkrise in den Blick zu nehmen.

Es bleibt sehr zu hoffen, dass jetzt wirklich alle Bischöfe den Mut finden, das ZdK als offizielle „Laien“-Vertretung, die verschiedenen Räte, die katholischen Verbände und Vereine, kirchliche Initiativen und auch die Menschen, die sich schon am Rande der Glaubensgemeinschaft sehen, in den angekündigten strukturierten Dialog einzubinden. Wie ernst die Situation ist und wie dringlich der Dialogbedarf ist, zeigte zuletzt im Mai 2010 der von der Unternehmungsberatung der DBK in Auftrag gegebene „Trendmonitor Religiöse Kommunikation 2010“ (www.mdg-online.de): Nur noch 54 Prozent der deutschen Katholikinnen und Katholiken fühlen sich der Kirche verbunden, mehr als zwei Drittel davon in kritischer Weise.

Die vom ZdK bereits Anfang der 1990-er Jahre (also noch vor dem 1995 von 1,8 Millionen Menschen in Deutschland unterzeichneten KirchenVolksBegehren) konstatierte Dialogverweigerung der Bischöfe darf sich jetzt auf keinen Fall wiederholen (siehe ZdK-Erklärung „Dialog statt Dialogverweigerung. Wie in der Kirche miteinander umgehen? http://www.zdk.de/data/erklaerungen/pdf/Dialog-Papier_BuD_090_DIN_A4_13p_1209118874.pdf)!

Der deutschen Dialoginitiative ist auch mehr Erfolg zu wünschen als dem „Dialog für Österreich“, der als Antwort auf das 1995 in Österreich gestartete KirchenVolksBegehren mit großen Erwartungen im Jahr 1997 begonnen, aber dann sehr bald auf Drängen Roms wieder beendet wurde. Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland haben aber auch nicht vergessen, dass die Gemeinsame Synode der deutschen Bistümer („Würzburger Synode“ 1971-75) sowie viele Diözesansynoden zwar sehr umfassende Papiere zustande gebracht haben, die Ergebnisse jedoch größtenteils in den Schubladen verschwunden und von Rom nicht akzeptiert worden sind.


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Zuletzt geändert am 03­.11.2010