29.-31. März 2019 - Würzburg

KirchenVolksVersammlung (43. öffentliche Bundesversammlung)

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KirchenVolksVersammlung

„The Times They Are A‐Changin‘ “

Zukunft von Kirche und von Wir sind Kirche

29.‐31. März 2019 in Würzburg
Jugendbildungsstätte Unterfranken

mit Joachim Frank (Journalist, Köln),
Burkhard Hose (Hochschulpfarrer, Würzburg),
Jutta Lehnert (Pastoralreferentin, Koblenz) und
Dr. Elfriede Schießleder (Caritaswissenschaftlerin, Wurmannsquick)

 

 

Diese KirchenVolksVersammlung, an die sich die 43. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung anschloss, war die erste größere Etappe des Strategie- und Update-Prozesses, der auf der 42. Bundesversammlung im November 2018 in Nürnberg beschlossen und auf einem  Strategieworkshop der Wir sind Kirche-Teams aus Deutschland und Österreich vorbereitet wurde.

Das gut besuchte Wochenende mit mehr als 80 Teilnehmenden aus Deutschland und Österreich in der Jugendbildungsstätte Unterfranken begann am Freitagabend mit einem Grußwort des Würzburger Weihbischofs Ulrich Boom. Danach berichteten die stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern Dr. Elfriede Schießleder, die Pastoralreferentin Jutta Lehnert aus Koblenz (Bistum Trier) sowie der Würzburger Studentenpfarrer Burkhard Hose, wie sehr die wohl größte Kirchenkrise seit der Reformation ihre konkrete Arbeit behindert und den Glauben vieler Menschen erschüttert. Die Kirche in der jetzigen Form gehöre der Vergangenheit an.

„Vor der Kernschmelze “ war der provozierende Titel des engagierten Impulsreferates am Samstagmorgen durch den Kölner Journalisten Joachim Frank, Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten, Chefkorrespondent der DuMont-Mediengruppe und Autor des Buches „Wie kurieren wir die Kirche?“. Er sprach von einem exponentiellen Abbruch, vor dem die Kirche stehe - an Mitgliedern, in punkto Kirchensteuer und in Bezug auf die Glaubensweitergabe an die jüngere Generation -, und prophezeite einen sich noch weiter verschärfenden Richtungsstreit innerhalb der DBK. Unter den Stichworten Glaubwürdigkeit, Realitätssinn und Bescheidenheit analysierte er die jetzigen Chancen der Kirche, in ihrer selbst verschuldeten Misere den drohenden GAU noch zu vermeiden. Frank warnte davor, zu viel Hoffnung auf den von den Bischöfen am Ende ihrer Frühjahrsvollversammlung angekündigten „synodalen Weg“ zu setzen, solange nicht die Offenheit für alle Fragen und die Verbindlichkeit der Ergebnisse geklärt sei. Dabei erinnerte er an die enttäuschenden Erfahrungen mit der Würzburger Synode und dem sog. Gesprächsprozess. Entscheidend sei die Entwicklung eines neuen Kirchenbildes: Statt des Bildes der „konzentrischen Kreise“ sei das Bild der „sich überlappenden Kreise“ (also: mehr Diversität) hilfreich, und künftig brauche es eine „Kirche der zwei Geschwindigkeiten“. Als Beweis für die Veränderbarkeit kirchlicher Lehren und Strukturen zitierte Joachim Frank aus der Apostolischen Konstitution „Sacramentum Ordinis“ von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1947 den uns heute überraschenden Satz: „So wissen doch alle, dass die Kirche, was sie festgelegt hat, auch verändern und abschaffen kann.“ Er schloss mit einem abgewandelten Zitat von Erich Fried: „Wer will, dass die Kirche so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt!“ 

Am Samstagnachmittag wurden die auf dem Strategieworkshop Ende Januar in Hofheim/Taunus formulierten grundlegenden Voten und Fragen in sechs parallelen Arbeitsgruppen diskutiert:

  1. Weitermachen oder aufhören? Soll/kann/muss die Arbeit von Wir sind Kirche weitergeführt werden?
  2. Wie und mit welchen Schwerpunkten machen wir weiter? Bleibt Wir sind Kirche eine innerkirchliche Initiative oder nicht?
  3. Was heißt dies alles für unsere konkret Arbeit in den nächsten Jahren? Was gibt es für konkrete „Stellschrauben“ wie effizientere Organisation unserer Arbeit, Ressourcenschonung (z.B. Gestaltung von Bundesversammlungen); neue Aktionsformen, neue Finanzierungsmöglichkeiten, Gewinnung neuer Interessent*innen?

Im Plenum wurden dann durch Abstimmung als Meinungsbild zwei wesentliche Leitlinien der KirchenVolksBewegung formuliert:

  1. Wir sind Kirche vertritt weiterhin reformorientierte Positionen zu kirchenpolitischen Entwicklungen und fordert unverzügliches und entschiedenes Handeln der Kirchenleitungen ein.
  2. Gleichzeitig will die seit 1995 bestehende katholische Reformbewegung die Menschen und Gemeinden an der Kirchenbasis noch stärker als bisher darin unterstützen, selber initiativ zu werden und als „Kirche vor Ort“ für alle Menschen da zu sein. 
    Die Vision Jesu vom Reich Gottes ist uns Orientierung und Richtschnur. Deshalb wird Wir sind Kirche mit kirchlichen und nicht-kirchlichen Gruppen zusammenarbeiten wie beim Konziliaren Prozess "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung".

Am Sonntag ging die "Zukunfts-Tagung" mit einem Dankgottesdienst zu Ende, der anlässlich des jährlichen Weltgebetstages für Frauenordination von Frauen gestaltet war. Die nächste Halbjahresversammlung ist vom 18. bis 20. Oktober 2019 im Kloster Neustadt in Neustadt an der Weinstraße mit turnusmäßiger Wahl des Bundesteams.

Beim vorherigen Pressegespräch am Freitag hatte Dr. Wunibald Müller, langjähriger Leiter des Recollectiohauses der Abtei Münsterschwarzach, im Namen von Wir sind Kirche die deutschen Bischöfe aufgefordert, sich mit einer Petition an Papst Franziskus für die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie des seit 2005 bestehenden römischen Verbots, Homosexuelle zu Priestern zu weihen, einzusetzen. Am Freitagnachmittag ab 16.30 Uhr fand wieder ein Treffen der Wir sind Kirche-Diözesansprecher*innen statt.

> Lese-Tipps zum Thema der KirchenVolksVersammlung in Würzburg
 


Foto-Strecke

 

 

Weihbischof Ulrich Boom aus Würzburg beim Grußwort

 

Burkhard Hose, Dr. Elfriede Schießleder, Magnus Lux und Jutta Lehnert (v.l.n.r.)

 

Joachim Frank bei seinem Referat "Vor der Kernschmelze" ...

 

Diese Webseite wird noch mit Fotos ergänzt.    


Medien-Echo

„Kirche in der jetzigen Form gehört der Vergangenheit an“
> HVD Bayern 3.4.2019

"Wir sind Kirche" fordert 
> bistum-wuerzburg.de 1.4.2019

„Wir sind Kirche“ stellt Forderung
> Main-Post 1.4.2019

Kirchenreformer für Realitätssinn und Bescheidenheit
> european-news-agency.de 31.3.2019

"Wir sind Kirche" fordert entschiedenes Handeln
> br.de 31.3.2019

"Das Zölibat ist ein Missbrauchs-Risikofaktor"
> BR "Rundschau" 30.03.2019 18:30 Uhr

Laienorganisation diskutiert in Würzburg
> BR "Rundschau" 30.03.2019 - 16 Uhr

"Wir sind Kirche" fordert radikale Veränderungen
> BR "Rundschau" 30.3.2019 - 16 Uhr

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende"
> idowa.de 29.3.2019

Kirchenkritische Reformbewegung trifft sich in Würzburg
> Main-Post 30.3.2019

Initiative sieht "Kirchenkampf" rund um Reformen
> KNA 29.3.2019

Reformbewegung "Wir sind Kirche" - Harte Kritik an Bischöfen
> zdf.de / DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende"
> t-online.de / DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: «Die Geduld ist am Ende»
> Welt.de / DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende
> rtl.de / DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende"
> Abendzeitung / mit DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: „Die Geduld ist am Ende“
> Donau Kurier 29.3.2019

»Zukunftswerkstatt werden«
> Main-Echo 25.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: «Die Geduld ist am Ende»
> welt.de / DPA 29.3.2019

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende
> rtl.de / DPA

Kirchenreformer über Bischöfe: "Die Geduld ist am Ende"
> Abendzeitung / mit DPA

Kirchenreformer über Bischöfe: „Die Geduld ist am Ende“
> Donau Kurier 29.3.2019

Reformbewegung „Wir sind Kirche“ tagt in Würzburg
> Donau Kurier 29.3.2019

Reformbewegung „Wir sind Kirche“ tagt in Würzburg
> schwaebische.de 29.3.2019

KirchenVolksVersammlung in Würzburg
> nuus.de 28.3.2019

Über die Zukunft von Kirche und "Wir sind Kirche"
> Main-Post 27.3.2019

Reformbewegung "Wir sind Kirche" will sich neu ausrichten
> Sonntagsblatt 360 Grad evangelisch 26.03.2019

Reformer befürchten Kernschmelze der katholischen Kirche
> european-news-agency.de 21.3.2019

„Wir sind Kirche“ macht weiter (Interview mit Magnus Lux)
> Main-Post 20.3.2019

 


Hintergrund

Die 1995 in Österreich mit dem KirchenVolksBegehren gestartete KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wird im Jahr 2020 ihr 25-jähriges Wirken begehen. Als weltweit vernetzte kirchliche Reformgruppe hat Wir sind Kirche in den vergangenen Jahrzehnten einiges erreicht und ist zu einer nicht mehr zu überhörenden „Stimme des Kirchenvolkes“ geworden. Wir sind Kirche Deutschland wirkte seit 1997 an allen Katholiken- und Kirchentagen in Deutschland mit, hat nach dem Ausstieg der Bischöfe 1999 die Schwangerschaftskonfliktberatung „Frauenwürde e.V.“ auf den Weg gebracht und bereits im Jahr 2002 ein niederschwelliges Nottelefon für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kirche eingerichtet. Wir sind Kirche international hat in Rom zahlreiche Versammlungen und Schattensynoden abgehalten, die beiden letzten Konklaven begleitet und an vielen Treffen und Einzelaktionen, z.B. für die Frauenordination und gegen sexualisierte Gewalt, mitgewirkt.
 

Doch jetzt ist die Zeit, uns auch selbstkritisch folgenden Fragen zu stellen:

  • Was haben wir zusätzlich zur Bewusstseinsveränderung und zur Vernetzung der Reformgruppen erreicht?
  • Sind die fünf Ziele und Forderungen von 1995 plus Ökumene noch zeitgemäß? Hat sich die Arbeit von Reformgruppen wie Wir sind Kirche generell überholt?
  • Sind wir nur Kritiker*innen der Amtskirche, also ein Reparaturbetrieb, oder auch kirchliche Zukunftswerkstatt?
  • Besteht – auch mit Papst Franziskus – überhaupt noch Hoffnung, dass sich nicht nur das Klima, sondern wesentliche kirchliche Strukturen in Deutschland und in der Weltkirche ändern?
  • Brauchen wir einen Perspektivenwechsel von binnenkirchlicher Fixierung auf die Aufgaben in der Welt von heute?
  • Gibt es neue Aktionsformen, neue Organisationsformen und neue Finanzierungsmöglichkeiten?
  • Wie erreichen wir alte und neue Zielgruppen? Wie gewinnen wir Aktive für die Diözesan- und Themengruppen?

Unser Zusammensein in der modernen Jugendbildungsstätte am Rande von Würzburg werden begleiten:

Joachim Frank     Chefkorrespondent DuMont-Mediengruppe, Chefredaktion „Kölner Stadt-Anzeiger“, Autor „Frankfurter Rundschau“ u.a., Vorsitzender Gesellschaft Kath. Publizisten GKP, Buchautor, u.a. „Wie kurieren wir die Kirche? Katholisch sein im 21. Jahrhundert“, „Anpacken statt aussteigen. Der Auftrag der Christen in unserer Welt“
Impulsreferat „Vor der Kernschmelze - Welche Chancen bleiben der Kirche in ihrer selbst verschuldeten Misere, den drohenden GAU zu vermeiden?“

Burkhard Hose     bis 2004 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Biblische Einleitungswissenschaft an der Universität Würzburg, seit 2008 Studentenpfarrer der Kath. Hochschulgemeinde in Würzburg, Diözesanleiter des Kath. Bibelwerks im Bistum Würzburg, Buchautor: „Seid laut! – Für ein politisch engagiertes Christentum“

Jutta Lehnert     Pastoralreferentin im Dekanat Koblenz, feministische Seelsorgerin, Begleitung Ehrenamtlicher in der Begleitung vor allem von weiblichen Geflüchteten, engagiert in der Initiative MissBit – Missbrauchsopfer im Bistum Trier, erhielt 2013 den „Dorothee Sölle-Preis für aufrechten Gang”, Hg. Jugendgottesdienstbuch „ Gott - kannst du nicht vergessen!“

Dr. Elfriede Schießleder     Pastoralreferentin und promovierte Caritaswissenschaftlerin, langjährige Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes/Landesverband Bayern und jetzt u.a. stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Mitglied des Bayerischen Integrationsrats

 


Lese-Tipps zum Thema der KirchenVolksVersammlung in Würzburg (Auswahl)

Marco Politi: «Erst Spitze des Eisbergs bei Missbrauchsfällen»
(in sehr analytisches Interview von einem der bestinformierten Vatikan-Journalisten)
> SRF "Tagesgespräch" 26.3.2019
Kurzfassung zum Nachlesen: > katholisch.de 27.3.2019

"Wir brauchen eine grüne Reformation"
Der Theologe Jürgen Moltmann über Umweltschutz, Atheismus und sexuellen Missbrauch in der Kirche
> chrismon plus März 13.3.2019

Jürgen Moltmann: Christliche Erneuerungen in schwierigen Zeiten
> Claudius Verlag 2019, ISBN: 978-3532628317,  16 Euro

Zwölf Thesen für einen Neuanfang der katholischen Kirche
> bild.de 26.2.2019

Andreas Lesch: Warum wir die Kirche brauchen. Eine Heimat, die uns Halt gibt
> 20.2.2019 - Kirchenzeitung Bistum Hildesheim (u.a.)

Ulrich Waschki: Wie steht es um die Kirche? Der Frust sitzt tief 
> 8.12.2018 - Kirchenzeitung Bistum Hildesheim (u.a.)

Norbert Lüdecke: Empörung reicht nicht!
bei der Veranstaltung „Wir empören uns! Erfahrungsberichte und offene Fragen nach der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz. Informationen und Diskussion" am 29.10.2018 in Trier
> theosalon.blogspot.com/2018/11/emporung-reicht-nicht.html

Verlustängste
Biblische Aspekte über die Macht und Notwendigkeit der Veränderung
> dei-verbum.de/verlustaengste/

 

Verschiedene aktuelle Thesenpapiere
Welche Kirche(n), welchen Glauben brauchen wir heute und in Zukunft?
> www.wir-sind-kirche.de/site/index?id=125&id_entry=6874

DBK-Frühjahrsvollversammlung 2019 Lingen
> Link zur Wir sind Kirche-Seite mit umfangreichem Material

Missbrauchs-Krisengipfel 21.-24. Februar 2019 in Rom
> Link zur Wir sind Kirche-Seite mit umfangreichem Material

Zuletzt geändert am 06­.07.2019