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Veröffentlicht am 19­.08.2014

29.8.2014 - KNA

Küng im Sommer sehr schwer erkrankt

Tübingen/München (KNA) Der Tübinger katholische Theologe Hans Küng (86) hat im Sommer eine sehr ernsthafte Erkrankung überwinden müssen. Erst nach Wochen intensiver medizinischer Betreuung habe sich sein Zustand allmählich gebessert, schreibt Küng im Nachwort eines Buches, das am Montag erscheint. Darin zeigt sich Küng "froh, diese schwierige Situation überstanden zu haben, wieder ins Leben zurückkehren zu dürfen".

In dem Buch "Glücklich sterben?" spricht sich Küng erneut für Selbstbestimmung in der Frage der Sterbehilfe aus; die katholische Kirche solle ihre Haltung überdenken. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen haben Küng nach eigenem Bekunden darin bestärkt, "dass jeder Mensch zunächst einmal auch in einer gesundheitlich schweren Krise alles medizinisch Mögliche zur Wiederherstellung seiner Gesundheit und seiner Heilung unternehmen sollte". Der 86-Jährige leidet an Parkinson und weiteren Krankheiten.

Küng spricht über "genau jene Erfahrung, die ich unbedingt vermeiden wollte: womöglich nicht mehr selbstbestimmt über Leben und Sterben entscheiden zu können, den Zeitpunkt womöglich verpasst zu haben". Der Wunsch, bis zur letzten Sekunde die Kontrolle über sein Leben zu behalten, nennt der Theologe indes "eine Idealvorstellung".

Die Dringlichkeit seines Anliegens sei unverändert: Jeder habe vor Gott und den Menschen die Verantwortung und das Recht, über Leben und Sterben zu bestimmen. Diese Selbstbestimmung sei "theologisch gut begründet und ethisch geboten". Küng will das Buch als "Beitrag in einem andauernden Diskussionsprozess" über Sterbehilfe verstanden wissen. Gewidmet ist es "meinen Ärzten, Therapeuten und Pflegern und allen Männern und Frauen, die mir beigestanden haben".

Im Vorjahr hatte der international renommierter Theologe angekündigt, keine Bücher mehr schreiben zu wollen. In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich der Schweizer im Dialog der Weltreligionen, vor allem im "Projekt Weltethos". Er erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden in aller Welt. 1979 hatte ihm Papst Johannes Paul II. die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

Küng nennt seine Haltung zur Sterbehilfe eine "höchst persönliche Angelegenheit", die er nicht im Zusammenhang mit dem "Projekt Weltethos" sieht. Seine Haltung begründet er mit privaten Erlebnissen, etwa dem Sterben seines Bruders Georg, der "monatelang an einem unheilbaren Gehirntumor leiden musste, bis er am Wasser in der Lunge erstickte".

Auch die Demenzerkrankung seines im Vorjahr verstorbenen Kollegen und Freundes Walter Jens habe ihn in der Ansicht bestärkt: "So will ich nicht sterben!" Für ihn gehört es zur Lebenskunst und zum Glauben an ein ewiges Leben, das zeitliche Leben nicht endlos hinauszuzögern. Er ruft seine Kirche auf, angesichts des medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritts ihre Haltung zu überdenken. An die Gesetzgeber appelliert er, "eine klare Lösung" nach ethischen Gesichtspunkten zu finden. Auftrag des Arztes ist laut Küng, Leben zu erhalten und Krankheit zu heilen. Wo dies nicht möglich sei, solle er Menschen zu einem "guten Tod" in möglichster Leidens- und Schmerzfreiheit verhelfen. Der Kampf um Gesundheit sei sinnvoll, "ein Kampf gegen den Tod um jeden Preis aber - ein Helfen, das zum Quälen wird - ist unsinnig". Und wörtlich: "Sterbehilfe ist zu verstehen als ultimative Lebenshilfe."


Hans Küng: Glücklich sterben?
Mit dem Gespräch mit Anne Will 160 Seiten, ISBN: 978-3-492-05673-1, € 16,99
> Verlagsinfo
> Video des Interviews mit Anne Will (28 Min.)




Lesetipp über Hans Küng

Hans Küng: Ein Theologe für die Freiheit
Publik-Forum EXTRA, 36 Seiten, ISBN: 978-3-88095-262-1, 7 Euro

Zuletzt geändert am 01­.09.2014