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Veröffentlicht am 30­.11.2007

30.11.2007 - AFP

Papst Benedikt XVI. veröffentlicht zweite Enzyklika

Vatikanstadt (AFP) — Mit einer Abhandlung über die christliche Tugend der Hoffnung hat Papst Benedikt XVI. seine zweite Enzyklika veröffentlicht. "Der Mensch braucht Gott, sonst ist er hoffnungslos", schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Lehrschrift "Spe Salvi" (deutscher Titel: "Über die christliche Hoffnung"). Nicht Fortschritt, Wissenschaft oder politische Revolutionen könnten die Menschheit retten, sondern die im Christentum verwirklichte kollektive Hoffnung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sprach von einem "großen und eindrucksvollen Dokument".

Im Januar 2006 hatte Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" die zentrale Bedeutung von Liebe und Barmherzigkeit für das Zusammenleben der Menschen und das Handeln der Kirche hervorgehoben. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die eher politische Enzyklika verfassten, legte Benedikt XVI. nun erneut eine spirituelle Schrift vor. Mit "Spe Salvi" widmet sich der Papst der zweiten der drei christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Als Ausdruck der obersten Lehrgewalt haben päpstliche Enzykliken in der katholischen Kirche ein hohes Maß an Verbindlichkeit.

Mit dem Zitat des heiligen Paulus: "Der Mensch braucht Gott, sonst ist er hoffnungslos" unterstreicht der Papst darin seine zentrale These, dass nur Gott dem Menschen Hoffnung geben könne. "Wer Hoffnung hat, lebt anders", schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Dem Papst zufolge ist der Marxismus mit seiner Hoffnung, eine perfekte Welt zu schaffen, gescheitert. Marx habe vergessen, "dass der Mensch immer ein Mensch bleibt" und dass der Mensch "eben nicht nur Produkt der ökonomischen Zustände" sei. Der Mensch könne nicht "allein von außen her, durch das Schaffen günstiger ökonomischer Bedingungen", geheilt werden.

Kardinal Lehmann würdigte die Enzyklika als "zugleich meditativ und reflexiv". Der Text könne gut zur Predigtvorbereitung und für den Religionsunterricht genutzt werden. Der Papst habe ausgiebig das philosophische und theologische Denken zum Thema Hoffnung berücksichtigt.

Die reformorientierte katholische Kirchenbewegung Wir sind Kirche wertete die Enzyklika als "eindrucksvolles und eingängiges Dokument". Benedikt XVI. müsse sich aber fragen lassen, "welche konkreten Hoffnungen diese Enzyklika für das Leben der Gläubigen in der römisch-katholischen Kirche bringen wird".

Zuletzt geändert am 30­.11.2007