Aufgelesen
  "Mixa war schlecht beraten"
Donaukurier vom 23.04.2010
Eichstätt (EK) Der Eichstätter Professor Dr. Bernhard Sutor (80) gilt als anerkannte Autorität der christlichen Soziallehre und als engagierter Katholik. Zum Rücktritt des Augsburger Bischofs Walter Mixa, der von 1996 bis 2005 Bischof von Eichstätt war, sprach er am Freitag mit Redakteurin Eva Chloupek.

Herr Professor Sutor, wie schätzen Sie den Rücktritt ein, war er nötig?

Sutor: So wie das gelaufen ist, war der Rücktritt unvermeidlich. Mixa musste auch deswegen zurücktreten, weil er sich ungeschickt verhalten hat. Wenn er sich von Anfang an klar zu seinen Fehlern geäußert hätte - dass ihm wohl ,die Hand ausgerutscht ist' - wäre es vielleicht nicht ganz so schlimm gewesen. Aber wenn man auch noch versucht, es zu vertuschen . . .

Sie kennen Bischof Mixa als langjährigen Weggefährten. Wie schätzen Sie ihn ein?

Sutor: Er ist eine komplexe Persönlichkeit. Einerseits ist er ein liebenswürdiger Mensch und engagierter Seelsorger. Er hat sich auch an der Universität sehr engagiert, etwa beim Mitteleinwerben für das Zentralinstitut. Aber andererseits ist er auch sehr spontan, und ich habe ihn manchmal auch sehr unbedacht erlebt. Ich glaube, dass er in Augsburg schlechte Berater hatte, er hätte Berater gebraucht, die ihn zügeln.

Sie selbst hatten auch so manche Konfrontation mit Bischof Mixa.

Sutor: Richtig, man konnte sich auch über ihn ärgern, besonders, wenn er politisch vorgeprescht ist. Beim Thema Schwangerschaftsberatung zum Beispiel, da war und bin ich grundsätzlich anderer Meinung. Ich war ja Mitbegründer von Donum Vitae. . .

Jenem Verein, der 1999 wegen des auch von Bischof Mixa forcierten Ausstiegs der katholischen Kirche aus den Beratungsstellen in Deutschland als neuer christlicher Trägerverein gegründet wurde.

Sutor: Es war aber auch typisch Mixa, dass er mir das nicht übel genommen hat und mir dennoch die Leitung des Zentralinstituts für Ehe und Familie übertrug.

Wie standen Sie zu ihm in innerkirchlichen Fragen?

Sutor: Mixa ist in kirchlichen Fragen sehr, sehr konservativ. Da musste ich ihm auch oft widersprechen.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen der finanziellen Ungenauigkeiten, denen sich Bischof Mixa derzeit ebenfalls ausgesetzt sieht?

Sutor: Das zeigt, dass Bischof Mixa es auch den Leuten schwer macht, die ihn verteidigen wollen.

Wenn man den Meldungen vor allem aus Augsburg glauben schenkt, dann kehren derzeit viele Katholiken der Kirche den Rücken. Haben Sie Verständnis für die Kirchenaustritte?

Sutor: Die Austritte kann man durchaus verstehen. Sie zeugen aber auch von einem oberflächlichen Verständnis von Kirche und Glauben. Wir müssen doch als Christen wissen, dass auch unsere Priester und Bischöfe sündige Menschen sind. Andererseits ist unsere Kirche leider immer noch zu stark eine Klerus-Kirche. Wir müssen zu der Einsicht kommen, dass wir alle Kirche sind.