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Veröffentlicht am 12­.12.2009

12.12.2009 - Wiener Zeitung

Rom droht "freundliche Entmachtung"

Von Walter Hämmerle

Katholische "Laieninitiative" macht Druck auf Bischöfe.

Wien/Vatikan. In der katholischen Kirche brodelt es, das Verhältnis zwischen Amtskirche und Laien ist am Boden. Das ist zwar insgesamt keine neue Entwicklung, nun könnte der seit Jahren schwelende Konflikt allerdings um eine weitere Eskalationsstufe nach oben gedreht werden.

Herbert Kohlmaier, Ex-Volksanwalt und Obmann der "Laieninitiative", droht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" der Amtskirche mit einem "organisierten Ungehorsam" der Gläubigen, sollten sich die Bischöfe weiter dem konstruktiven Dialog verweigern: "Wenn sie nicht auf das Kirchenvolk hören wollen, dann hört das Kirchenvolk eben auch nicht länger auf die Bischöfe." Kohlmaier umschreibt das heraufdräuende Szenario als "freundliche Entmachtung" der Amtskirche.

Dabei wollen die Laien den Kirchenbeitrag nicht antasten, weil dies nur die Falschen treffen würde – etwa wenn es um Geld für Kirchenrenovierungen gehe. Vorstellbar sei jedoch, die Eucharistie ohne Priester zu feiern, wie dies etwa historisch auch in der Urkirche der Fall gewesen ist.

Ursache für den Konflikt sind unterschiedliche Sichtweisen auf die Probleme der katholischen Kirche und deren Behebung. Gemeinsam ist beiden Seiten die Sorge um die Seelsorge in den Pfarren angesichts des immer akuter werdenden Priestermangels. Diverse Basisgruppen, zu der neben der Laieninitiative etwa "Wir sind Kirche", "Priester Ohne Amt" sowie die "Pfarrer-Initiative" gehören, sehen diesen Trend als zentrales strukturelles Problem der Kirche, das nur durch neue Mittel und Wege bei der Glaubensvermittlung gelöst werden könne.

Funkstille zwischen Bischöfen und Kritikern

In diesem Punkt geht es um die bekannten Forderungen, den Zwangszölibat abzuschaffen, die Priesterweihen für bewährte verheiratete Männer ("viri probati") sowie die Möglichkeit, auch Frauen zu Diakonen zu weihen. Ausländische Priester könnten auf Dauer das Nachwuchsproblem nicht lösen, wird argumentiert.

Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat zwar im Juni bei einem Besuch in Rom dem Vatikan ein entsprechendes Memorandum der Laieninitiative übergeben, seitdem herrsche jedoch Funkstille, klagen die Laien. Lediglich der steirische Diözesanbischof und stellvertretende Leiter der Bischofskonferenz, Egon Kapellari, hat in einem Brief auf die Vorschläge reagiert – zwar abschlägig, aber immerhin.

Trotz dieser inhaltlichen Absage will die Laieninitiative nun mit Kapellari weiter im Gespräch bleiben. Zu diesem Zweck veröffentlichte man am Freitag ein Antwortschreiben an den Bischof in Form eines offenen Briefes, der detailliert Gemeinsames und Trennendes auflistet. "Wir sind auf der Suche nach Bündnispartnern unter den Bischöfen, aber so lange Benedikt XVI. in Rom regiert, wird daraus wohl nichts werden", setzt Kohlmaier aber keine allzu hohen Erwartungen in dieses Unterfangen.

Zuletzt geändert am 12­.12.2009