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Veröffentlicht am 06­.09.2007

6.9.2007

Niederländische Dominikaner sagen Studientag über „Kirche und Amt“ ab

> Aufruf zur Aktion „Kirche und Amt“

"Kirche und Amt" Auf dem Weg nach einer Kirche mit Zukunft
deutsche Übersetzung von Prof. Dr. Hermann Häring

Kapitel "Plädoyer" aus dem Papier „Kirche und Amt“
hier

"KERK EN AMBT. Onderweg naar een kerk met toekomst.
niederländische Originalfassung (PDF)

"The Church and the Ministry" Towards a Church with a Future
autorisierte englische Übersetzung (PDF)

"L’EGLISE ET LE MINISTÈRE" Vers une Église du Futur
Französische Übersetzung von Lucienne Gouggenheim/Édith Fèvre (PDF)

CHIESA E MINISTERO Verso una Chiesa che abbia un futuro
Italienische Übersetzung von Vittorio Bellavite (PDF)

A IGREJA E O MINISTÉRIO Em direcção a uma igreja com futuro
Portugiesische Übersetzung von Pedro Freitas und Ana Vicente, Nós Somos Igreja — Portugal (PDF)

Iglesia y Ministerio en camino hacia una iglesia con futuro
spanische Übersetzung von Isaac Wüst and Noel Olaya, Kerk Hardop (PDF)

> Webseite der niederländischen Dominikaner :
www.dominicanen.nl


Übersetzung der Pressemitteilung der niederländischen Dominikaner vom 6. September 2007
niederländisches Original der Pressemitteilung

Auf die dringende Bitte des Dominikanergeneralats in Rom sagen die Niederländischen Dominikaner den Studientag ab, den sie am 22. September über die Broschüre „Kirche und Amt“ abhalten wollen.

Die oberste Ordensleitung in Rom äußerte die Bitte auf Drängen von Kardinal Simonis; dies im Namen der Niederländischen Bischofskonferenz. Ben Vocking OP., Provinzialoberer der Niederländischen Dominikaner: „Einem solchen Ersuchen kann man sich nicht verweigern und das tun wir auch nicht. Wir haben jetzt die Bischöfe dazu eingeladen, demnächst mit uns einen Studientag anzuberaumen.“

Grenze
Der Studientag sollte für die Dominikaner ein besonderes Angebot zur Belebung des Gesprächs in der Niederländischen Kirche sein. „Die Broschüre selbst ist das Wichtigste“, sagt Vocking. „Wir haben sie allen Pfarreien, Ordensleuten und Bischöfen in den Niederlanden zugesandt, um in aller Breite unsere Sorge über die Kirche mit unseren Brüdern und Schwestern zu teilen. Der Kardinal findet, dass wir bei unserem Vorgehen die Bischöfe übergangen haben; unsere Ordensleitung in Rom macht sich dieses Urteil zu eigen.“

Die Broschüre „Kirche und Amt“ konstatiert, dass im Augenblick in vielen Pfarreien mehr oder weniger geheime eigene Wege beschritten werden, was für die Kirche schädlich sei. „Wir haben die Grenze dessen gesucht, was wir tun dürfen und tun können, um dieses Problem besprechbar zu machen“, sagt Vocking. „Vielleicht übernehmen andere Organisationen das Gespräch. In jedem Fall geht man in den Pfarreien weiter, dann eben ohne inhaltliche Begleitung und ohne Kontakt mit der Kirchenleitung. Bisweilen nimmt das die Züge eines Schwelbrandes an, und das bereitet uns Sorgen.“

Unvereinbar mit dem Glauben
Die Niederländischen Bischöfe teilten am 31. August mit, das Plädoyer der Dominikaner sei „mit dem Glauben der römisch-katholischen Kirche völlig unvereinbar“. Diese Bemerkung hat die Dominikaner schmerzlich berührt. „In keiner Weise widersetzen wir uns dem Glauben unserer Kirche, aber an die kirchlichen Regeln zur Leitung der Gottesdienste haben wir Fragen“, schreiben sie in einem Brief an Kardinal Simonis.

Vielleicht entstand dieser Verdacht wegen einiger Medien, die den Eindruck erweckten, die Dominikaner stellten das Priesteramt überhaupt in Frage. „Es geht uns darum, die Gottesdienstleitung in einer Notsituation zu verbreitern“, sagt Vocking. „Örtliche Glaubensgemeinschaften wollen gemeinsam das Zeichen von Brot und Wein feiern. Es geht in der Kirche um die Gemeinschaft die lebt, teilt und feiert. Das ist wichtiger als die Anzahl verfügbarer Priester.“

Eins sein, ohne einer Meinung zu sein
Zahllose Briefe und E-Mails von Gläubigen, Seelsorgern und Ordensleuten erhielten die Dominikaner in den ersten Tagen nach der Publikation der Broschüre. „Nach wie vor bin ich über diese Schrift glücklich“, schreibt jemand. „Sicher werden wir in unserer Pfarrei den Text des Büchleins miteinander besprechen!“ Aus Angst vor Reaktionen von Seiten der kirchlichen Obrigkeit wollen manche anonym bleiben. Es kamen auch abweichende Reaktionen, darunter manche in einem bösen und sogar beleidigenden Ton. „Wie es scheint, ergeben sich viele der zornigen Reaktionen aus der Meinung, man könne nur eins sein, wenn man einer Meinung ist“, sagt der Provinzial. „Wir glauben, dass wir in Christus auch dann Brüder und Schwestern sein können, wenn wir miteinander in Diskussion und verschiedener Meinung sind. Das gehört zur Kirche. Die ganze Kirchengeschichte ist ein fortlaufendes Gespräch, um den Kern unseres Glaubens an Vater, Sohn und Geist immer neu zu formulieren und zu praktizieren.“

* * *



Eine deutsche Übersetzung des niederländischen Gesamttextes liegt der KirchenVolksBewegung vor. Es enthält folgende Teile:
Einleitung
1. Skizze der Situation
2. Was ist Kirche?
3. Eucharistie
4. Vorsteher in der Kirche
Literatur

Im folgenden als Auszug die Schlussfolgerungen des 17-seitigen Papiers:

Plädoyer


Mit Nachdruck plädieren wir dafür, dass unsere kirchlichen Gemeinden, vor allem die Pfarreien, in der heutigen vom Mangel an zölibatären Priestern gezeichneten Notsituation in kreativer Weise ihre theologisch verantwortete Freiheit ergreifen und erlangen, indem sie aus ihrer Mitte ihre eigenen Gemeindeleiter/innen bzw. ein Team von Gemeindeleiter/innen wählen.

Auf Grund der vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich festgestellten Vorrangsposition des „Volkes Gottes” vor der Hierarchie ist von den Diözesanbischöfen zu erwarten, dass sie in gutem Einvernehmen diese Wahl durch ihre Handauflegung bestätigen.

Sollte ein Bischof diese Weihe oder Ordination mit Argumenten verweigern, die mit dem Wesen der Eucharistie nichts zu tun haben, dann dürfen die Pfarreien darauf vertrauen, dass sie dennoch echt und wahrhaftig Eucharistie feiern, wenn sie unter Gebet Brot und Wein teilen.

Wir plädieren dafür, dass die Pfarreien in dieser Angelegenheit mit mehr Selbstvertrauen und Mut handeln. In vergleichbaren Situationen können sich die Pfarreien in ihrem Verhalten gegenseitig bestätigen oder notfalls korrigieren. Es ist zu hoffen, dass die Bischöfe in dieser relativ neuen Praxis in Zukunft ihren Auftrag zum Dienst einlösen, indem sie die örtlichen Vorsteher/innen in ihrem Amt bestätigen.

Zum Schluss weisen wir noch einmal drauf hin, dass dieses Plädoyer auf Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils sowie auf theologischer und pastoraltheologischer Fachliteratur beruht, die seit diesem Konzil in Büchern und Zeitschriften erschienen ist. ((Eine Auswahl wird hier unten aufgeführt.))

Der Schweizer Pastor Kurt Marti, wegen seiner scharfen, sehr zutreffenden und wahren Aussagen bekannt, hat einmal geschrieben:

Wo kämen wir hin,
wenn alle sagten „wo kämen wir hin“
und niemand ginge,
um einmal nachzuschauen,
wohin man käme,
wenn man ginge.



Zuletzt geändert am 16­.10.2012