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Veröffentlicht am 06­.12.2011

Leserbrief zu „Mein Bischofshaus ist kein Elfenbeinturm“, DK 2.12.2011

Mein Bischofspalais ist eine Trutzburg!

Diese Überschrift über das Interview mit dem Eichstätter Bischof passt besser als seine Aussage „Mein Bischofshaus ist kein Elfenbeinturm“, weil darunter der wehrhafte Charakter einer Burg unterstrichen wird, die allen Angriffen „trotzt“.

Bischof Hanke erweist sich in diesem Interview, wie auch in seiner fünfjährigen Amtsführung als Reformverweigerer, der bewusst oder unbewusst von dem eigentlichen Problem unserer Kirche, nämlich der Glaubwürdigkeit unserer Glaubensgemeinschaft ablenkt. Warum hat denn die überwältigende Zahl von Gläubigen Probleme mit ihrem Glauben? Es ist weniger der Mangel an Glaubenswissen, als vielmehr die Kluft zwischen Glaubenswissen und ihren Glaubenserfahrungen in einer Kirche, die z. B. Frauen und „Laien“ die Gleichberechtigung mit Klerikern abspricht, die alle Machtpositionen exklusiv männlich besetzt hält, die Priestern eine Lebensform (Zölibat) aufzwingt und nicht freistellt, die zentralistisch, wie nie zuvor, geführt wird und den einzelnen Gläubigen und Gemeinden keine Mitwirkung und Mitentscheidung ermöglicht, die erbarmungslos mit wiederverheirateten Geschiedenen umgeht oder die innerkirchliche Reformgruppen, wie „Wir sind Kirche“ nicht anerkennt und das Gespräch verweigert, wie wir das seit Jahren mit unserem freundlich erscheinenden Bischof erleben.

Er erklärt, wie viele Bischofskollegen auch, Strukturreformen für Äußerlichkeiten, die nichts mit dem Kern des Glaubens zu tun haben. Er verweigert sie und übersieht, dass diese sehr viel mit einem Gottes- und Menschenbild zu tun haben. In seinem Interview bedauert er z. B., dass die Frauenfrage „zu einer Frage von Macht und Ohnmacht gemacht wird“. Wer macht das denn? Diejenigen, die die Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen mit guten theologischen Gründen fordern oder diejenigen (Papst und Bischöfe), die sich die Macht anmaßen, die ohne überzeugende Begründung zu verweigern?

Das Verhalten des Eichstätter Bischofs zeugt von einem hohen Maß an Betriebsblindheit. Sie ist begründet in der Distanz der großen Mehrheit der resignierten Gläubigen und der Begegnung des Bischofs mit der kleinen Zahl weitgehend traditionsorientierter Katholikinnen und Katholiken. Wir fordern ihn auf, seine Dialogverweigerung mit kritisch konstruktiven Christinnen und Christen zu beenden und gemeinsam mit ihnen über die Notwendigkeit von Reformen nachzudenken!

„Wir sind Kirche“-Diözesangruppe Eichstätt
Walter Hürter

Zuletzt geändert am 06­.12.2011