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Veröffentlicht am 26­.10.2015

28.10.2015 - Münchner Merkur / ovb-online

Katholiken sind geteilter Meinung

ZdK-Präsident Glück: Chance für Papst und die Ortskirchen – Initiative „Wir sind Kirche“ von Ergebnissen enttäuscht.

München – Die Ergebnisse der Bischofssynode werden innerhalb der deutschen Katholischen Kirche unterschiedlich eingeschätzt. Christian Weisner, der Sprecher der Initiative „Wir sind Kirche“, hält es für schwierig, eine eindeutige Bilanz zu ziehen. Letztlich könne man das Ergebnis aber als „enttäuschend“ bewerten. Weisner sagte unserer Zeitung, er vermisse „konkrete Weiterentwicklungen“ zu den Positionen der Kirche zu Homosexualität oder auch zu geschiedenen Wiederverheirateten. „Die Bischöfe hatten nicht den Mut, Papst Franziskus zu folgen.“ Als Problem habe sich dabei auch gezeigt, dass die geistlichen Würdenträger aus aller Welt eben in vielen Dingen äußerst unterschiedliche Ansichten vertreten. „Es gibt afrikanische Bischöfe, die die arrangierte Ehe verteidigen.“ Die Synode habe in einigen Bereichen also mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufgezeigt. Herausgekommen sei am Ende nur ein „Minimalkonsens“. Weisner ist deshalb der Meinung: „Wir brauchen eine Dezentralisierung der Zuständigkeit.“ Die Bischofssynoden der einzelnen Länder sollten dabei mehr Verantwortung übernehmen. „Zunächst hoffen wir alle aber auf das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus.“

Auch Pfarrer Albert Bauernfeind, Dekan des Dekanats Fürstenfeldbruck, traut dem Papst zu, „dass er für eine Überraschung gut ist, wenn’s darum geht, was er daraus macht“. Bauernfeind hätte sich gewünscht, dass es gelinge, im Falle von wiederverheirateten Geschiedenen zu sagen, „die Menschen sind mündig genug, das selbst zu entscheiden“. Tatsächlich habe man aber auch gar nicht erwarten können, dass solche „hochgeschraubten Erwartungen“ von der Synode erfüllt würden, sagt der Pfarrer. Die Kirche stoße immer an ihre Grenzen, wenn Sexualmoral mit im Spiel ist. In Bauernfeinds Augen kommt dabei ein Sündenbegriff zum Tragen, „den man heute so nicht weiter formulieren kann“.

Alois Glück hingegen, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), bewertet die Familiensynode als ein Ereignis, das weit über die Thematik Ehe und Familie hinaus die katholische Kirche verändern wird. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe man nicht mehr erlebt, dass „die Bischöfe der Weltkirche gemeinsam mit Ordensleuten und Laien so intensiv, offen und kontrovers um den Weg der Kirche gerungen haben“, sagte Glück. Das Abschlussdokument der Synode sieht der ZdK-Präsident als Chance für den Papst und für die Ortskirchen. Gerade in seiner Offenheit gebe es Franziskus die Möglichkeit, sein Reformprojekt voranzubringen.
Dabei betonte Glück, dass das Abschlussdokument aus seiner Sicht einen Weg aufzeige, der wiederverheirateten Geschiedenen die volle Teilhabe an den Sakramenten der Kirche ermöglichen könne: „Wir werden uns als ZdK nach dieser Synode dafür einsetzen, den Weg einer Kirche, die auf die Menschen hört und sich ihrer Hoffnungen und Ängste annimmt, in unserem Land konsequent fortzusetzen.“ hor, kna

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Zuletzt geändert am 27­.10.2015