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Veröffentlicht am 09­.04.2014

9.4.2014 - Badische Zeitung

Priester fordern mehr Transparenz bei Bischofswahl

Eine Gruppe von Priestern und Diakonen hat sich in einem Brief an die Mitglieder des Domkapitels des Erzbistums Freiburg gewandt. Darin fordern sie mehr Transparenz und Mitspracherechte bei der Wahl des neuen Freiburger Erzbischofs.

´ "Es wäre für uns ein bedeutendes Zeichen, wenn sich das Domkapitel dazu entschließen würde, den Wahlvorgang zu erweitern, um einen größeren Kreis in die Wahl des neuen Bischofs miteinzubeziehen", sagte der Sprecher der Initiative Konrad Irslinger. Dabei soll es zunächst um eine beratende Mitwirkung der Ratsgremien bei der Wahl des neuen Freiburger Erzbischofs gehen – auch des von Laien dominierten Diözesanrats. "Damit würde das Erzbistum die Bereitschaft signalisieren sich zu öffnen und in einen Dialog mit der Kirchenbasis zu treten." Dies könne, so die Auffassung der Priesterinitiative, "einen Prozess einleiten, an dessen Ende die Einbindung der Synode in den Wahlprozess steht".

Seit Papst Franziskus im Herbst 2013 den altersbedingten Amtsverzicht von Robert Zollitsch angenommen hat, läuft die Suche nach einem Nachfolger auf Hochtouren. Dabei hat das Domkapitel, dem 13 Geistliche angehören, eine Kandidatenliste an den ständigen Vertreter des Vatikans in Deutschland, Nikola Eterovic, geschickt.

Dieser stellt, gemäß Kirchenrecht, eine eigene Liste zusammen und gibt diese nach Rom weiter. Von dort wird eine geheime, verbindliche Dreierliste, die sogenannte Terna, nach Freiburg zurückgeschickt – einer der drei Kandidaten muss aus dem Erzbistum stammen. Aus dieser Liste wählt wiederum das Domkapitel in freier und geheimer Wahl den Erzbischof. Kritiker werfen der katholischen Kirche immer wieder vor, dass solche Wahlen undemokratisch und intransparent seien.

"Die Beteiligung der Menschen muss dem neuzeitlichen Denken angepasst werden", erklärte Irslinger. "Es darf nicht länger ein Privileg der evangelischen Kirche sein, dass dort das Kirchenvolk Verantwortung übernimmt." Kirchenrechtlich gebe es keinen Grund, solch eine beratende Mitwirkung zu verweigern.

Domkapitel handelte nicht im Alleingang

Der Sprecher des Erzbistums Freiburg Robert Eberle teilte mit, dass der Brief bei den Domkapitularen eingetroffen sei. Die Initiatoren würden einen Antwortbrief erhalten. Eberle wies darauf hin, dass das Domkapitel seine Liste nicht im "Alleingang" aufgestellt habe. Es seien Gremien und Räte befragt und dann Vorschläge gesichtet worden. Zudem sei in der Frühjahrs-Konferenz der Dekane im März deutlich geworden, dass das Domkapitel im bereits laufenden Wahlverfahren die Grundlagen nicht ändern könne.

Die Kirchen-Volks-Bewegung Wir sind Kirche unterstützt den jüngsten Brief der Gruppe: "Es ist ermutigend, dass sich jetzt überall in Deutschland neue Initiativen auch von Priestern bilden und vernetzen, die sich für mehr Partizipation innerhalb der Kirche einsetzen", sagte Sprecher Christian Weisner. "Ich glaube, das entspricht genau den neuen hoffnungsvollen Impulsen von Papst Franziskus für ein stärkeres Miteinander in der Kirche."

Zuletzt geändert am 09­.04.2014