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Veröffentlicht am 26­.03.2014

26.3.2014 - mittelhessen.de

Kirchenkritiker Schäfer hofft auf den Papst

INTERVIEW "Mehr Transparenz nötig" Limburg/Weilburg. Schon früh hat sich an der Basis Unmut am Führungsstil von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gerührt.

Kritiker formierten sich zur Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche im Bistum Limburg". Karl-Josef Schäfer (Weilburg) ist einer ihrer Sprecher.

Herr Schäfer, wie war Ihre erste Reaktion, als Sie erfahren haben, dass Papst Franziskus den Rücktritt von Bischof Tebartz-van Elst angenommen hat?

Karl-Josef Schäfer: Erleichterung. Ich habe ein Stoßgebet zum Heiligen Geist geschickt, dass er die Verantwortlichen auf den Weg gebracht hat, diese Hängepartie endlich zu beenden.

Was waren Ihre Hauptkritikpunkte am Bischof?

Schäfer: Tebartz-van Elst ist ein hervorragender Theologe und sehr guter Wissenschaftler. Aber er hat es nie geschafft, die Menschen im Bistum zu erreichen. Er agierte eher mit Angst und Schrecken als mit der Frohen Botschaft. Aber wir sollten nicht nachkarten. Das System der zentralistischen Kirche hat Menschen wie Tebartz-van Elst hervorgebracht.

Sie sprechen die Kluft zwischen Amtskirche und Basis an. Wird nach dem Fall Limburg ein Umdenken einsetzen?

Schäfer: Es gibt in der Deutschen Bischofskonferenz ebenso unterschiedliche Strömungen wie im Vatikan. Da gibt es Erzkonservative wie Kardinal Müller, aber auch andere, die sich auf die Menschen zubewegen. Ich weiß nicht, inwieweit sich der Papst durchsetzen kann und will. Denn er ist Jesuit und tief verwurzelt in der Kirche. Wenn er wenigstens mehr Transparenz anstoßen kann, wenn er die Umsetzung der Umfrage zur Familie auf den Weg bringt, dann ist schon etwas gewonnen.

Franz-Peter Tebartz-van Elst hat im Bistum nach wie vor Anhänger. Papst Franziskus hat die Gläubigen aufgefordert, zum Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden. Wie beurteilen Sie die Chancen?

Schäfer: Der Gesprächsprozess ist angestoßen. Generalvikar Rösch hat als Stellvertreter bisher sehr gute Arbeit gemacht und er wird vom Apostolischen Administrator Grothe zu seinem ständigen Vertreter gemacht. Ich hoffe, dass das kleine Limburg auf der Agenda des Vatikans nicht ganz nach hinten rutscht.

Haben Sie da etwa Bedenken?

Schäfer: Es gibt noch wichtigere Vakanzen. In Köln zum Beispiel muss ein Nachfolger für Kardinal Meisner gefunden werden. Ich denke, mit der Besetzung dieser Posten wird Papst Franziskus ein Zeichen setzen. Die von Papst Benedikt bestimmten Rom-Treuen werden hoffentlich ein bisschen zurückgedrängt.

Der Ruf des Bistums ist in den vergangenen Monaten beschädigt worden. Kann es sich davon bald erholen?

Schäfer: Limburg war in aller Munde wegen des Bischofs. Die Menschen können sehr wohl trennen zwischen der Person Franz-Peter Tebartz-van Elst und dem Bistum.

Der Bischof war nicht zuletzt wegen der ausufernden Kosten und der luxuriösen Ausstattung seines neuen Sitzes in die Kritik geraten. Sollte der - um ein Zeichen zu setzen - zurückgebaut werden?

Schäfer: Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ist der Bischofssitz ja schon plötzlich in ein diözesanes Zentrum umdefiniert worden. Wenn dieses Gebäude mitsamt dem Gelände tatsächlich zu einem Zentrum für die Gläubigen im Bistum Limburg werden kann, dann ist das etwas, von dem wir alle etwas haben.

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Zuletzt geändert am 28­.03.2014