| |
Veröffentlicht am 02­.10.2012

2.10.2012 - FAZ Rhein-Main

Kritik an "kirchlicher Erstarrung"

Katholische Reformer erinnern an II. Vatikanisches Konzil

Um für eine Modernisierung der katholischen Kirche zu werben, laden Laien- und Reformgruppen für die Zeit vom 18. bis zum 21. Oktober zur Konziliaren Versammlung "Zeichen der Zeit - Hoffnung und Widerstand" ein. Anlass ist der 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils. Es dauerte von 1962 bis 1965 und war das wichtigste kirchengeschichtliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Mit den dort beschlossenen Reformen, darunter der Öffnung der Kirche gegenüber Andersgläubigen, sollte die katholische Kirche vorsichtig an den Zeitgeist angepasst werden.

Laut den Organisatoren der Versammlung ist es auch heute nötig, "aus kirchlicher Erstarrung zu erwachen": "Wir werden nicht mehr auf Klerus und Hierarchie warten, sondern machen uns vielmehr selbst auf den Weg", heißt es in dem Aufruf. Vor allem in den vergangenen Jahren hatte die katholische Kirche viele Mitglieder verloren. Als Gründe gelten die Missbrauchsfälle, aber auch die konservative Weltsicht des Vatikans.

Prominente Redner bei der Eröffnungsveranstaltung in der Paulskirche sind der Kirchenkritiker Hans Küng und die frühere Vizepräsidentin von Attac France Susan George. Einer der letzten noch lebenden Konzilsväter, Bischof Luigi Bettazzi; wird auch nach Frankfurt kommen. Dem Aufruf haben sich zahlreiche Institutionen, Gruppen und Personen angeschlossen, darunter das Münstersche Institut für Theologie und Politik, die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" und die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi.

Einer der Schwerpunkte der geplanten Lesungen, Diskussionen und Workshops ist die Kapitalismuskritik. Die Spaltung der Welt in Arm und Reich sei eines der drängendsten Themen, derer sich die Kirche annehmen müsse, sagte der ehemalige Pfarrer Norbert Arntz, einer der Unterstützer. In Deutschland verfügten zehn Prozent der Bevölkerung über 50 Prozent des Vermögens, sagte er. Sogar in einer reichen Stadt wie Frankfurt gebe es Hungernde. "Ich höre nicht, dass die katholische Kirche hier Einspruch erhebt." Es entstehe stattdessen der Eindruck, dass sich der Vatikan eher auf der Seite der Herrschenden sehe: "Auch Schweigen kann eine Haltung sein." Weitere Themen der Versammlung sind Migration, Frauen in der Kirche, der Klimawandel und die Suche nach einem zeitgemäßen Glauben.

kkle.

Näheres im Internet unter www.pro-konzil.de.

Zuletzt geändert am 06­.10.2012