| |
Veröffentlicht am 21­.04.2010

21.4.2010 - N24

Bischofskonferenz rät Mixa zu Auszeit

Nach Ohrfeigen-Geständnis

Die Deutsche Bischofskonferenz hat Walter Mixa aufgerufen, seine Ämter vorübergehend ruhen zu lassen. Der Augsburger Bischof hatte als Pfarrer Kinder geschlagen und dies zunächst geleugnet.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat dem umstrittenen Augsburger Bischof Walter Mixa einen vorübergehenden Amtsverzicht nahegelegt. Der DBK-Vorsitzende Robert Zollitsch sagte in Freiburg, er habe in den vergangenen Tagen - wie auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx - mehrfach mit Mixa gesprochen. Dabei habe man mit Mixa überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", sagte Zollitsch. Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Franz Maget (SPD), forderte einen Rücktritt Mixas.

Mixa füge seiner Kirche Schaden zu, sagte Maget. Deren moralische Autorität habe schwer gelitten. "Deswegen ist ein solcher Rücktritt zwingend erforderlich. Und er kommt ja eigentlich, wenn man ehrlich ist, schon zu spät", erklärte Maget. Die CSU-Spitze äußerte sich nicht zu Rücktrittsforderungen an Mixa. Parteichef Horst Seehofer verwies lediglich auf das für den 4. Mai geplante Treffen mit den katholischen Bischöfen Bayerns. SPD und Grüne fordern seit Tagen Mixas Rücktritt.

Schritt ist einzigartig

Zollitsch sagte zur Begründung seines Vorschlags, ein Rückzug Mixas sei geeignet, "eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken". Weiter sagte der DBK-Vorsitzende: "Darüber hinaus könnte eine vorübergehende räumliche Distanz ihm die Möglichkeit geben, nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken." Der Schritt des obersten Repräsentanten der deutschen Bischöfe gilt als einzigartig in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in der Bundesrepublik. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Vorstoß mit dem Vatikan abgestimmt ist. Mixa kann sich allerdings allen Forderungen widersetzen. Er ist nur dem Papst verpflichtet.

"Man kann wirklich nur hoffen, dass Walter Mixa möglichst bald dem doch sehr bemerkenswerten "brüderlichen Rat" des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Folge leistet", erklärte Sprecher Christian Weisner von der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Mixa habe "durch seine irritierende Aussage über die Missbrauchsursachen, seine Verunglimpfung der Opfer und das überlange Zögern nicht nur seinem Bistum, sondern dem Ansehen des Bischofsamtes und der Glaubwürdigkeit der ganzen katholischen Kirche in der augenblicklichen Kirchenkrise außerordentlich geschadet."

Verfehlungen zunächst geleugnet

Mixa hat inzwischen eingestanden, Heimkinder in seiner früheren Zeit als Stadtpfarrer geschlagen zu haben, nachdem er zunächst jede Gewalt gegenüber Kindern "reinen Herzens" bestritten hatte. Vorwürfe, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen nennenswerte Geldbeträge zum Schaden einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet, werden derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft. Es geht um überteuerte Kunstwerke und Teppiche, Wein, Möbel, Mixas Bischofsring und ungeklärte Zahlungen, die in Verantwortung von Mixa aus dem Stiftungsvermögen widerrechtlich bezahlt worden sein sollen.

Helmut Mangold, der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates, sagte der dpa, eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe gegen Mixa wäre ihm lieber gewesen. Die überwiegende Mehrheit der Katholiken im Bistum fordere aber Mixas Rücktritt, er sei kaum mehr zu halten. Der Vorstoß von Zollitsch müsse für Mixa ein "seelischer Schock" sein. Herbert Tyroller, der schwäbische Sprecher der Reformbewegung "Wir sind Kirche" sagte, der Vorstoß von Zollitsch sei ein "vernünftiger Vorschlag" zur Klärung der Vorwürfe. Er glaube aber nicht, dass Mixa sich aus dem Amt drängen lasse. "Dazu ist er viel zu verliebt in seinen Bischofsstuhl."

Zuletzt geändert am 21­.04.2010