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Veröffentlicht am 21­.03.2010

"Wir sind Kirche" nennt Papstbrief "nicht ausreichend"

Die Kirchenvolksbewegung kritisiert das Schreiben des Papstes zum sexuellen Missbrauch als "nicht ausreichend" und forderte erneut eine "Neuausrichtung der kirchlichen Sexuallehre".

München, 21.03.2010 (KNA) Die Kirchenvolksbewegung hat das Schreiben des Papstes zum sexuellen Missbrauch als "nicht ausreichend" kritisiert. Es genüge nicht, "nur traditionelle spirituelle Wege, aber keine strukturellen Verbesserungen vorzuschlagen", heißt es in einer am Sonntag in München veröffentlichten Mitteilung. Christian Weisner von der Organisation "Wir sind Kirche" nannte es bedauerlich, dass Benedikt XVI. nicht kirchliche Strukturen, sondern gesellschaftliche Tendenzen wie einen "schnelllebigen sozialen Wandel" für den Missbrauch verantwortlich mache.

In seinem mit Spannung erwarteten Schreiben an die Katholiken Irlands hatte sich der Papst am Samstag bei Opfern sexuellen Missbrauchs entschuldigt. Im Namen der Kirche bekundete er "den Scham und die Reue, die wir alle empfinden". In dem Hirtenbrief ruft er die Täter zur Rechenschaft vor weltlichen und kirchlichen Gerichten auf, Bischöfen hält er "schwere Fehlurteile und Versagen" vor. Auf die deutsche Situation ging Benedikt XVI. nicht eigens ein. Die Kirche in Deutschland versteht den Brief trotzdem als Weisung.

In der Mitteilung der Kirchenvolksbewegung heißt es weiter, das Schreiben des Kirchenoberhaupts dürfe "kein Schlussstrich" sein. Weisner räumt ein, der Papst habe "gegen die sexualisierte Gewalt in unserer Kirche" bereits einiges unternommen und formuliere in diesem Brief "an vielen Stellen einfühlsam und deutlich". Allerdings sei es "ungeheuerlich", dass er ein "falsches Lesen" des II. Vatikanischen Konzils und dessen Reformprogramm als Mitverursacher sehe. "Wir sind Kirche" forderte erneut eine "Neuausrichtung der kirchlichen Sexuallehre", einschließlich des Zölibats.

Zuletzt geändert am 21­.03.2010